Akten des Reichskammergerichts im Hauptstaatsarchiv Stuttgart Nachträge, Inventar des Bestands C3, bearb. v. Brunotte, Alexander/Weber, Raimund J., Band 8 (= Veröffentlichungen der staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg 46,8). Kohlhammer, Stuttgart 2008. 455 S. Besprochen von J. Friedrich Battenberg.

 

Bereits 2005 war mit einem siebten Band die Reihe der Inventare zu den  im ehemaligen Hauptstaatsarchiv Stuttgart (heute Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv) lagernden Reichskammergerichtsakten grundsätzlich abgeschlossen (s. die Rezension in ZRG Bd. 124 [2007]). Dass nun noch ein Nachtragsband erscheinen konnte, hat verschiedene Ursachen. Teilweise handelt es sich um Akten, die erst nach Abschluss der Verzeichnungsarbeiten im Jahre 1996 erworben werden konnten (vor allem Irrläufer, die bei der Inventarisierung von Kammergerichtsakten in anderen Bundesländern dort aufgetaucht und dem Stuttgarter Bestand zugeordnet werden konnten), aber auch um Prozessakten und zugehörige Schriftstücke, die aus dem Mitte des 19. Jahrhunderts angelegten Spezialrepertorium für das damalige Königreich Württemberg nicht ersichtlich waren. Angesichts der unterschiedlichen Herkunft dieser Akten wurde von der Bildung einer einheitlichen Aktenserie abgesehen.

 

Die ersten 44 Titel betreffen Akten der vormals württembergischen Grafschaft Mömpelgard (Montbéliard) in der burgundischen Pforte. Sie hatten ursprünglich nach ihrem Erwerb vom Bezirksamt Straßburg (später Departementalarchiv) 1883 einen separaten Bestand gebildet, wurden aber jetzt dem eigentlichen Kammergerichtsbestand (C3) angegliedert. Ein weiterer, mit 4,4 Regalmetern Akten wesentlich umfangreicherer Bestand, der nicht in der Wetzlarer Hauptablieferung nach Stuttgart enthalten war, ist über Nachfolgebehörden oder in anderer Weise ins Hauptstaatsarchiv gelangt – vielfach deshalb, weil es sich um noch nicht abgeschlossene Kammergerichtsprozesse handelte. Weitere Hohenlohe betreffende Akten des Reichskammergerichts beziehen sich auf den Streit um die Reichsunmittelbarkeit des Klosters Neresheim. Schließlich betrifft ein nicht minder umfangreicher Bestand eine Aktenabgabe aus dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München. Hier sind Prozessakten zu den Grafschaften Hohenlohe und Limpurg und zur Reichsstadt Schwäbisch Hall enthalten. Auch Akten, die von Privatparteien von Wetzlar abgefordert worden waren und später wieder in den Besitz des Hauptstaatsarchivs gelangt sind, sind betroffen. Auf diese Weise kam ein immerhin nahezu 400 Kammergerichtsakten umfassender Bestand zusammen, der einen eigenständigen Nachtragsband rechtfertigte.

 

Die Inventarisierung konnte nach den gleichen Prinzipien und von den gleichen Bearbeitern wie die Bände 1 bis 7 durchgeführt werden. Wie üblich finden sich am Ende Indices der Orte, Personen und Sachen, Register der Vorinstanzen und Juristenfakultäten sowie der beteiligten Prokuratoren. Erneut liegt damit ein für die Geschichte der obersten Justizpflege im Heiligen Römischen Reich sehr wichtiger Band vor.

 

Darmstadt                                                                                          J. Friedrich Battenberg