Wolfrum, Edgar/Arendes, Cord, Globale Geschichte des 20. Jahrhunderts (= Grundkurs Geschichte). Kohlhammer, Stuttgart 2007. 291 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Der Inhaber des Lehrstuhls für Zeitgeschichte der Universität Heidelberg, der beispielsweise bisher durch französische Besatzungspolitik und deutsche Sozialdemokratie, Geschichte als Waffe, Krieg und Frieden in der Neuzeit, die Deutschen im 20. Jahrhundert oder die geglückte Demokratie hervorgetreten ist, behandelt in diesem mit Berliner Mauer und Volkswagen in Brasilien geschmückten Band zusammen mit einem wissenschaftlichen Mitarbeiter die globalgeschichtliche Perspektive des Grundkurses Geschichte für das 20. Jahrhundert. Zutreffend sehen sie von der bloßen Aneinanderreihung der Geschichte einzelner Staaten ab. Umgekehrt gehen sie davon aus, dass Studienanfänger der Gegenwart bereits umfangreiches Vorwissen aus dem Schulunterricht mitbringen, so dass sie besonderes Gewicht auf die allgemeinen Linien und die erkennbaren Gemeinsamkeiten legen.
In der übergeordneten, einen kurzen ersten Teil bildenden Einführung verstehen sie das 20. Jahrhundert vor allem als Zeitalter extremer Gegensätze wie Krieg und Frieden, Demokratie und Diktatur, Norden und Süden, Naturbeherrschung und Umweltkatastrophen, Pflug und Mikrochip, Bevölkerungswachstum und Bevölkerungsrückgang, Wohlstand und Hunger, Genozide und Migration, Säkularisierung und Religionisierung oder Individualisierung und Globalisierung. Dem folgt als zweiter Teil eine im Wesentlichen chronologische Darstellung. Sie umfasst als Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts den ersten Weltkrieg, den Kampf der Ideologien samt der Weltwirtschaftskrise, den zweiten Weltkrieg, die Teilung der Welt mit kaltem Krieg und Entkolonialisierung sowie Dritte Welt-Bewegung zwischen 1945 und 1963, Wohlstandsexplosion und Protestkultur sowie Entspannung zwischen 1963 und 1977 sowie schließlich die Zeit zwischen etwa 1980 und 2000 mit Weltökonomie, Technikrevolution, Umweltzerstörung, Nord-Süd-Konflikt, Annäherungen und Kollisionen.
43 Abbildungen (vom Attentat auf den Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand bis zum Emblem attac) und 22 Karten versuchen eine Veranschaulichung. Ein Personenregister verzeichnet die wesentlichen Beteiligten. Weiterführende Literaturhinweise springen in dem faktenreichen Lernbuch nicht besonders ins Auge.
Innsbruck Gerhard Köbler