Wolff, Christian, Einleitende Abhandlung über
Philosophie im allgemeinen (Discursus praeliminaris de philosophia in genere),
übers., eingel. und hg. v. Gawlick, Günter/Kreimendahl, Lothar (=
frommann-holzboog Studientexte 8). frommann-holzboog, Stuttgart 2006. 146 S.
Besprochen von Gerhard Köbler.
Der in Breslau am 24. Januar 1679 geborene, nach dem Studium
von Theologie, Mathematik, Physik, Philosophie und Recht in Jena und Leipzig
als Professor für Mathematik 1706 nach Halle, 1726 nach Marburg und 1740 durch
Friedrich den Großen als Professor für Naturrecht, Völkerrecht und Mathematik
nach Halle zurückberufene Gerberssohn Christian Wolff ist einer der großen
deutschen Gelehrten des 18. Jahrhunderts. Bereits 1996 ist mit der
lateinisch-deutschen Parallelausgabe des Discursus
praeliminaris de philosophia in genere die erste historisch-kritische
Edition eines Werks Wolffs durch die Herausgeber vorgelegt worden, die 1999
durch einen Index mit Konkordanz erschlossen wurde. Dem folgt nunmehr eine
Studienausgabe der deutschen Übersetzung.
Der Anstoß dafür liegt nach dem Vorwort der Herausgeber in
dem weithin verspürten Bedürfnis, einen vom Umfang her überschaubaren und
dennoch repräsentativen Text Wolffs zur Verfügung zu haben, der sich besonders
für den akademischen Unterricht eignet und das Interesse eines breiteren Lesepublikums
finden könnte. Durch die Verwendung der lateinischen Sprache und den zu großen
Umfang sind nämlich die Gedanken Wolffs der Allgemeinheit weitgehend
verschlossen. Diese unbefriedigende Lage will die Edition verbessern.
Wolff selbst hatte in der Vorrede zur deutschen Logik im
Jahre 1713 davon gesprochen, dass nur das Lateinische eine über die Grenzen des
deutschen Sprachraums hinausgehende Wirkung seiner Lehre ermögliche. Deswegen
schloss er die Reihe seiner deutschen Schriften bis 1726 ab und nahm in Marburg
vermutlich noch 1726 die Ausarbeitung der lateinischen Schriften in Angriff.
Seiner lateinischen Logik (Philosophia
rationalis sive logica) des Jahres 1728 stellt er den Discursus praeliminaris de philosophia in genere voran.
In ihm bietet er, wie die Herausgeber in ihrer klaren
Einleitung schildern, keine Einführung in die Philosophie überhaupt, sondern
rückblickend auf sein deutsches Werk einen Arbeitsplan für die folgenden Jahre,
den er bis zu seinem Tod 1754 allerdings nicht vollständig erfüllen kann. In
sechs Kapiteln handelt er von der dreifachen menschlichen Erkenntnis, von der
Philosophie im allgemeinen, von den Teilen der Philosophie, von der
philosophischen Methode, vom philosophischen Stil und von der Freiheit des
Philosophierens, was die Herausgeber jedermann mit Erläuterungen und Registern
bequem nahebringen.
Innsbruck Gerhard
Köbler