Städtebünde – Städtetage im Wandel der Geschichte, hg. v. Felten, Franz J. (= Mainzer Vorträge 11). Steiner, Stuttgart 2006. 120 S., 9 Abb., 1 Tab. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Nach Ansicht des Herausgebers legten es die Gründung des rheinischen Städtebunds 750 Jahre vor 2004 und die Bildung des deutschen Städtetags 100 Jahre vor 2005 nahe, diese beiden Jubiläen in Worms, wo bereits 1986 eine Landesausstellung des rheinischen Städtebundes gedachte, mit einer von Gerold Bönnen, dem Leiter des Stadtarchivs, veranstalteten wissenschaftlichen Tagung und in Mainz mit einer Vortragsreihe des Instituts für geschichtliche Landeskunde der Universität zu begehen, weil das Bündnis beider Städte im Februar 1254 Ausgangspunkt eines durch den Anschluss zahlreicher Städte am Rhein und darüber hinaus rasch wachsenden Friedensbunds mit konstituierenden Sitzungen in Mainz und Worms wurde. Ungeachtet des kaiserlichen Verbots von Schwurvereinigungen rechtfertigte die Notwendigkeit der Sicherung friedlichen Handels und der Wahrung der Gerechtigkeit in der kaiserlosen Zeit den Zusammenschluss, der freilich bereits wenige Jahre später an unterschiedlichen Zielsetzungen der Beteiligten scheiterte.

 

Deswegen beginnt die schmale, durch einige Abbildungen aufgelockerte und durch Literaturhinweise jeweils am Schluss abgerundete Sammlung fünfer Untersuchungen mit Gerold Bönnens Beschreibung des rheinischen Bundes von 1254/1256 und seinen Voraussetzungen, seiner Wirkungsweise und seinem Nachleben. Matthias Puhle widmet sich der noch bekannteren und wirkungsmächtigeren Hanse und fragt, ob dieser vor allem im Norden tätige Zusammenschluss Gemeinschaft, Bündnis oder gar Vorläufer Europas war. Auf den Süden greift demgegenüber Peter Blickle aus und erörtert unter dem Blickwinkel der Befriedung des Raumes Bündnisse ländlicher und städtischer Gemeinden in der Schweiz und das Entstehen der schweizerischen Eidgenossenschaft.

 

Den zweiten, zeitlich ziemlich entfernten Schwerpunkt des gemeinsamen Gedenkens behandeln die beiden restlichen Darstellungen. Jürgen Herres erforscht unter dem Motto Passiven Gehorsam … kenne man am Rhein nicht, das Verhältnis zwischen rheinischen Städten und preußischem Staat im 19. Jahrhundert. Gunnar Schwarting, Geschäftsführer des Städtetages Rheinland-Pfalz, schildert zum hundertsten Geburtstag des deutschen Städtetags die organisierte Interessenvertretung der Kommunen im 20. Jahrhundert.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler