Rechtswissenschaft im Wandel. Festschrift des Fachbereichs Rechtswissenschaft zum 400jährigen Gründungsjubiläum der Justus-Liebig-Universität Gießen, hg. v. Gropp, Walter/Lipp, Martin/Steiger, Heinhard. Mohr (Siebeck), Tübingen 2007. IX, 575 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Zum 25. Mai 2007 lud der Fachbereich Rechtswissenschaft der Justus-Liebig-Universität Gießen zum Festakt zum 400jährigen Bestehen des Fachbereichs Rechtswissenschaft in der Aula der in ihrem Kern am 19. Mai 1607 mit einem Privileg Kaiser Rudolfs II. ausgestatteten Universität Gießen ein. Unter dem Titel Rechtsideen aus Gießen hielt Dieter Schwab einen Festvortrag über den durch Ihering, Gareis, Frank und Rosenberg beispielhaft verkörperten genius loci. Martin Lipp stellte die für diese Gelegenheit vorbereitete, in 34 Beiträgen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verknüpfende, in drei Teile gegliederte Festschrift vor, der eine von Reinhard Frank 1907 herausgegebene Festschrift für die juristische Fakultät in Gießen und eine 1957 vorgelegte Festschrift zur 350-Jahrfeier der Ludwigs-Universität/Justus-Liebig-Hochschule (mit zwei Beiträgen über die nach dem zweiten Weltkrieg zu Gunsten Marburgs bis 1964/1965 [Gießen-Gesetz vom 17. Dezember 1964] geschlossene juristische Fakultät) vorausgehen.

 

Historische Grundlagen der maßgeblich von Thilo Ramm wieder belebten Bildungseinrichtung betreffen dabei hauptsächlich die ersten vier Beiträge. In ihnen schildert Barbar Dölemeyer unter Veranschaulichung durch 18 Lichtbilder das Wirken Karl Frölichs und seines Instituts für Rechtsgeschichte einschließlich des digitalen Nachwirkens im Institut für europäische Rechtsgeschichte in Frankfurt am Main, Walter Gropp Vestigia iuris criminalis (Grolman, Birnbaum, Merkel, Liszt, Frank, Engisch) samt den damit gegebenen Guidelines für die Zukunft, während Martin Lipp das Verhältnis zwischen deutschem Privatrecht und Usus modernus im 16. und 17. Jahrhundert einer sorgfältigen neuen Überprüfung unterzieht. Als dritter Herausgeber stellt Heinhard Steiger aus eigenem Erleben das Gießener Modell (Was es war und was daraus wurde) vor.

 

In gleicher alphabetischer Abfolge befassen sich 19 Beiträge mit Individuum, Staat und Recht (Adolphsen, Europäisches Zivilprozessrecht, Aschke, Das zwölfte Kamel, Britz, Transnationale Effekte, Bryde, Europäisierung und Internationalisierung, Eifert, Zweckvereinbarkeit, Groß, Rezeption von Erkenntnissen der Wissenschaft und Technik im Verwaltungsrecht, Hoffmann-Holland, Das Schwergewicht bei Straftaten, Jung, Solidarität im Familien- und Erbrecht, Krasney, Gesetzliche Unfallversicherung für Studenten/Studentinnen, Kreuzer, Kannibalen-Prozess, Marauhn, Völkerrechtliche Lehre und Forschung in Gießen, Motsch Gerichtlicher Beweis in Deutschland und England, Orth, Umwandlung von Hochschulen, Schapp, Phänomenologie und Recht, Schmehl, Bildungskosten, Sinn, Unterscheidung von Unrecht und Schuld, Weick, Individuum, Verein und staatliches Recht, Wieser, [einleuchtende aber vermutlich nicht zu verwirklichende] Gedanken zur Reform der Zivilgerichtsbarkeit, Wolfslast, ärztliche Schweigepflicht). Unter Wirtschaft, Arbeit und Umwelt sind die übrigen 11 Abhandlungen dieses bunten Geburtstagsstraußes vereinigt (Benicke, Rügeobliegenheit, Ekkenga, Fragen zur Rechnungslegung, Giesen, Zugang zu Studium und Ausbildungsförderung, Hammen, Gefälligkeitsverhältnisse, Hecker, Umweltstrafrecht, Jestaedt, Miterfinder, Kissel, Warnstreik, Lange, Entwicklung des Umweltrechts im Spiegel umweltrechtlicher Forschung an der Justus-Liebig-Universität Gießen, Schroth, EU-Kartellrecht, Schur, Willenserklärung, Walker, Forschung und Lehre im Arbeitsrecht an der Justus-Liebig-Universität). Möge die Vielseitigkeit dieser vorzüglichen Überlegungen dem der juristischen Fakultät an einem zentralen Ort folgenden, im Bewusstsein von Werden und Wandel kaiserlich siegelnden Fachbereich trotz aller Schwierigkeiten durch Mittelknappheit und Reglementierungsflut zu weiterer Blüte und glücklichem Gedeihen während bevorstehender Jahrhunderte verhelfen.

 

Innsbruck                                                                                                       Gerhard Köbler