Maegraith, Janine Christina, Das Zisterzienserinnenkloster Gutenzell. Vom Reichskloster zur geduldeten Frauengemeinschaft (= Oberschwaben – Geschichte und Kultur 15). bibliotheca academica Verlag, Epfendorf/Neckar 2006. 424 S., 12 Abb., Tabellen, Diagramme. Besprochen von Gerhard Köbler.
Gutenzell bei Biberach an der Riss in Oberschwaben wurde um 1230 vielleicht von zwei Schwestern der Herren von Schlüsselberg als Zisterzienserinnenkloster gegründet und 1237 erstmals erwähnt. Das ohne Vogt bleibende Kloster war seit dem späten Mittelalter reichsunmittelbar und gewann landesherrliche Rechte über 11 Dörfer. Durch § 24 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25. 2. 1803 fiel es mit 43 Quadratkilometern und rund 1500 Einwohnern an die Grafen von Törring-Jettenbach und 1806 an Württemberg.
Die im Wintersemester 2004/2005 von der philosophisch-historischen Fakultät der Universität Stuttgart als Dissertation angenommene Arbeit gliedert sich in vier Abschnitte. Zunächst untersucht sie Gutenzell in Geschichte und Raum im Rahmen des Gesamtwirkens der Zisterzienserinnen, wobei das Kloster als Lebensraum und Handlungsraum besonders berücksichtigt wird, dann als Schwerpunkte konstitutive Elemente von Raumverständnis und Selbstverständnis, danach die Säkularisation Gutenzells und ihre Folgen mit Bruch, Raumverlust und Neuordnung bis zum Tod der letzten Konventualin im Jahre 1851 und schließlich die Klosterapotheke Gutenzells.
Damit gelangen alle wesentlichen Fragen dieses kleinen Gliedes des großen heiligen römischen Reichs zur sorgfältigen Erörterung, ohne dass alle offenen Fragen bereits abschließend beantwortet werden können und sollen. Eigenständig zur herkömmlichen Klostergeschichte verhält sich die Einbeziehung der Aspekte Geschlecht, Stand und Raum, die für die Zeit vor 1803 einen beachtlichen Handlungsraum für Konventsfrauen und Laienschwestern erweist. Demgegenüber habe die Zäsur von 1803 nicht nur die religiöse und politische Landschaft verändert, sondern auch die Beziehung zwischen den Geschlechtern.
Der Schutzumschlag zeigt die Klosteranlage nach dem Umbau in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Ein sorgfältiges Fazit fasst die Ergebnisse zusammen. Anhänge über die Äbtissinnen, Konventslisten und Verzeichnisse, Konventsstärke, Visitationen, Tagesordnung, Konventsfrauen und Laienschwestern sowie die Klosterwirtschaft nach 1750, Quellen und Literaturverzeichnisse und ein Personen- und Ortsregister runden die Arbeit gelungen ab.
Innsbruck Gerhard Köbler