Kißener, Michael, Kleine Geschichte des Landes Rheinland-Pfalz (= Regionalgeschichte – fundiert und kompakt). DRW-Verlag, Leinfelden-Echterdingen 2006. 224 S., 40 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.
Der bisher vor allem durch Arbeiten zum Dritten Reich und Baden und Württemberg hervorgetretene Verfasser greift in diesem Werk zeitlich wie räumlich aus. Die räumliche Dimension veranschaulichen dabei Karten der naturräumlichen und der politischen Gliederung seines Gegenstands in den inneren Einbandseiten. Die zeitliche Erweiterung ergibt sich aus dem Titel selbst, weil Rheinland-Pfalz keine alte, historisch gewachsene Einheit, sondern ein modernes, administrativ bedingtes Kunstprodukt der Zeitgeschichte ist.
Der Verfasser gliedert sein Werk in vier Kapitel. Am Anfang steht der Neubeginn im Untergang. Die Niederlage des deutschen Reiches im zweiten Weltkrieg hatte die Aufteilung seines Gebiets in Besatzungszonen zur Folge und die Militärregierung Frankreichs schloss durch Verordnung (Ordonnance Nr. 57) vom 30. August 1946 die im Juli 1945 gebildete Provinz Hessen-Pfalz und die am Anfang des Jahres 1946 entstandene Provinz Rheinland-Hessen-Nassau zum Land Rheinland-Pfalz mit Sitz der Regierung in Mainz zusammen.
Im Einzelnen schildert das zweite Kapitel die Wege zu einem neuen Land. Im Mittelpunkt steht dabei die Erarbeitung der Verfassung des aus der linksrheinischen Pfalz Bayerns, dem linksrheinischen Rheinhessen Hessen-Darmstadts und Teilen der Rheinprovinz und der Provinz Hessen-Nassau Preußens geformten Landes. Detailliert werden die diesbezüglichen Abstimmungen und das Verhältnis der französischen Militärverwaltung zu dem neuen Land vorgetragen.
Das dritte Kapitel schreitet chronologisch bis zur Gegenwart fort. Nacheinander werden die Regierungen von Wilhelm Boden und Peter Altmeier über Helmut Kohl, Bernhard Vogel, Carl Ludwig Wagner, Rudolf Scharping und Kurt Beck mit ihren wichtigsten politischen Fragen dargestellt. Mittelbar ergibt sich daraus das trotz der bescheidenen Größe beachtliche politische Gewicht des Landes in der gesamten Bundesrepublik.
Am Ende geht der Verfasser auf die Politik für Rheinland-Pfalz ein. Dazu untersucht er Sozialpolitik, Verwaltung, Schulpolitik, Verkehr und Wirtschaft, Medienpolitik, Kunst- und Kulturpolitik sowie Sportpolitik. Schließlich kann er das demographisch deutlich schrumpfende Land etwa durch seine Partnerschaft mit Ruanda und wegen seiner Flugzeugträgerschaft der NATO auch noch in internationale Bezüge einbinden.
Die beigegebene Zeittafel ist angesichts der Kürze der Geschichte des Landes detailliert. Einige Literaturhinweise ermöglichen die eigenständige Vertiefung. Vom Kriegsgefangenenlager bei Sinzig bis zum sinkenden Storch veranschaulichen Abbildungen die gut verständliche Darstellung.
Innsbruck Gerhard Köbler