Die ältesten Urkunden aus dem Stadtarchiv Worms (1074-1255), hg. v. Fees, Irmgard/Roberg, Francesco (= Digitale Urkundenbilder aus dem Marburger Lichtbildarchiv älterer Originalurkunden 1). Eudora, Leipzig 2006. Mappe mit 5 S., 32 Taf. Besprochen von Gerhard Köbler.
Das
Bild ist der Vorläufer der Schrift. Wenn alte, für die Gegenwart nicht oder
kaum mehr lesbare Schrift ediert und damit für die Gegenwart lesbar gemacht
wird, gehen mit dem ursprünglichen Bild verbundene Aussagen verloren. Deswegen
haben Bilder der Schrift gegenüber der modernen Transkription zusätzlichen
Aussagewert.
Um
ihn der Allgemeinheit verfügbar zu machen, wurde nach der Erfindung der
Fotografie vieles in Lichtbildern festgehalten. Wie Karl Frölich zahlreiche
Lichtbilder von Rechtsdenkmälern herstellte, so begründete Edmund E. Stengel
seit 1927 ein inzwischen rund 16000 Urkunden in rund 43000 Negativen
umfassendes Marburger Lichtbildarchiv älterer Originalurkunden. Peter Rück
(1934-2004) griff die damit verbundenen Möglichkeiten auf und wollte in
Verwendung der elektronischen Digitalisierung eine Reihe digitaler
Urkundenbilder veröffentlichen, die Aufnahmen des Marburger Lichtbildarchivs
älterer Originalurkunden einem größeren Publikum preiswert, qualitativ
hochwertig und gut lesbar zur Verfügung stellen sollte.
In
seinem Auftrag schufen Peter Worm und Uwe Kamstieß 1997 einen Band mit dem
Titel Die ältesten Urkunden aus dem Stadtarchiv Worms, der 31 ausgewählte
Urkunden aus der Zeit zwischen 1074 und 1273 enthielt. Das Projekt wurde aus
verschiedenen Gründen freilich nicht weiter verfolgt und der probeweise
gedruckte Band blieb unveröffentlicht. 2004 wurde das Vorhaben von den
Herausgebern wieder aufgegriffen und von Peter Rück kurz vor seinem Tod am 9.
September 2004 mit Freude gebilligt.
Die
Herausgeber verkennen bei ihrem Vorhaben die Vorteile der reinen
Digitalisierung nicht. Sie zeigen aber auch Vorzüge auf, die digital
reproduzierte und konventionell in Papierform publizierte Abbildungen haben.
Auf ihrer Grundlage haben sie sich für eine großformatige Veröffentlichung der
ältesten Urkunden aus dem Stadtarchiv Worms entschieden, der weitere Bände mit
Reproduktionen von jeweils 25 bis 30 Urkunden folgen sollen.
Jedes
Stück soll von knappen Angaben zur Identifizierung begleitet sein
(Ausstellungsdatum, Ausstellungsort, kurze Inhaltsangabe an Hand des
Kopfregests der zitierten Edition, besitzendes Archiv mit Archivsignatur,
jüngster bzw. maßgeblicher Druck, Zugangsnummer des Marburger
Lichtbildarchivs). Nach Möglichkeit soll die Wiedergabe in Originalgröße
erfolgen, doch können notwendige Verkleinerungen nicht ausgeschlossen werden.
Möge das der Allgemeinheit dienende Unterfangen nach dem Muster der 32 Tafeln
für 30 Wormser Originalurkunden (darunter 19 Königs- oder Kaiserurkunden)
weiterhin gut gelingen.
Innsbruck Gerhard
Köbler