Die Reform des Ehescheidungsrechts von 1976. Quellen zum
ersten Gesetz vom 14. 6. 1976 zur Reform des Ehe- und Familienrechts
(Parlamentarische Ausschussprotokolle – Anglikanische Denkschrift von 1966 zur
Scheidungsrechtsreform – Schlussabstimmung 1969 in der Eherechtskommission des
Bundesministeriums der Justiz), eingeleitet und hg. v. Schubert, Werner
(= Rechtshistorische Reihe 338). Lang, Frankfurt am Main 2007. LXXIV, 374 S. Besprochen
von Gerhard Köbler.
Was nützt das Recht, wenn es nicht bekannt ist. Deswegen
wurden im Altertum und im Mittelalter zahlreiche Handschriften von
Rechtsquellen angefertigt und durch Abschreiben vermehrt. Seit der Erfindung
des Buchdrucks mit beweglichen Lettern hat sich die Veröffentlichungstechnik
sprunghaft verbessert.
Einen weiteren Meilenstein bedeutete die Möglichkeit des
Nachdrucks durch Fotomechanik. Sie hat Werner Schubert in unvergleichlicher
Weise zu Gunsten der Allgemeinheit genutzt. Zumindest fast alle bedeutenden
deutschen Rechtsquellen der jüngeren Vergangenheit hat er der Allgemeinheit
durch eine kaum noch übersehbare Zahl von Nachdrucken zugänglich gemacht und
dadurch besondere Verdienste erworben.
Im Rahmen der Rechtshistorischen Reihe legt er nun die Reform
des deutschen Ehescheidungsrechts aus dem Jahre 1976 vor, die im ersten Gesetz
zur Reform des Ehe- und Familienrechts vom 14. Juni 1976 eine völlige Abkehr
vom bisherigen, von der christlichen Kirche vertretenen Verschuldensprinzip
brachte und nur noch auf das Scheitern der Ehe abstellte. Seine Sammlung
umfasst nach dem Entwurf vom 13. 4./1. 6. 1973 (Regierungsvorlage), die
Beratungen im Bundesrat (1973), die Protokolle über die schwierigen und
langwierigen Beratungen in den Ausschüssen des Bundestages (1974-1975), die
Beratungen im Bundestag (11. 12. 1975), die Beratungen im Bundesrat (Januar
1976), die Verhandlungen im Vermittlungsausschuss (April 1976), die
abschließende Beratung des Bundestags und des Bundesrats sowie den Text des
ersten Eherechtsgesetzes samt den Änderungen durch das Gesetz vom 20. 2. 1986
zur Änderung unterhaltsrechtlicher, verfahrensrechtlicher und anderer
Vorschriften. Ein erster Anhang enthält erstmals in deutscher Übersetzung die
anglikanische Denkschrift zur Scheidungsrechtsreform, die insbesondere für die
Familienrechtskommission der evangelischen Kirche Deutschlands und für die
Eherechtskommission des Bundesministeriums der Justiz von großer Bedeutung war,
ein zweiter Anhang das Protokoll der neunten Sitzung der Eherechtskommission
des Bundesministeriums der Justiz vom 12.-14. 2. 1970 mit der Schlussabstimmung
über die Thesen.
In seiner klaren und übersichtlichen Einleitung legt Werner Schubert wie in allen seinen Editionen den geschichtlichen Ablauf vorbildlich dar. Hier schildert er auch das Editionsumfeld einschließlich der notwendigen, bedauerlichen Einschränkungen. Außerdem bietet er verdienstvollerweise etwa 50 Kurzbiographien über die wichtigsten Beteiligten und rundet seine wertvolle Leistung mit einem Quellenregister ausgewählter Vorschriften ab.
Innsbruck Gerhard
Köbler