Bayerisches Hauptstaatsarchiv. Reichskammergericht Band 13 Nr. 5283-5568 (Buchstaben I und J) (= Bayerische Archivinventare 50/13), bearb. v. Hörner, Manfred. Generaldirektion der staatlichen Archive Bayerns, München 2006. X, 566 S. Besprochen von J. Friedrich Battenberg.

 

Diese Rezension kann an die Besprechungen der vorhergehenden Münchener Inventarbände 1 bis 12 der gleichen Reihe anknüpfen, zuletzt in ZRG Germ. Abt. 121, S. 555f. vorgestellt. Grundsätzliche Ausführungen waren in Geleitwort und Einführung des 1994 erschienenen ersten Bandes der Reihe angestellt worden, worauf ebenfalls verwiesen werden kann. Die nahezu 300 neu erfassten Kammergerichtsprozesse sind wieder nach den 1978 aufgestellten Verzeichnungsgrundsätzen nach Prozessparteien, Anwälten und Streitgegenstand genau identifiziert und in zum Teil sehr umfänglichen Beschreibungen inhaltlich vorgestellt worden. Einen Großteil des Bandes füllen einerseits die vom Johanniterorden geführten Prozesse, andererseits diejenigen Gerichtsverfahren, bei denen auf Klägerseite einzelne Juden oder die Judenschaften einzelner Städte und Regionen beteiligt waren, darunter den umfangreicher Prozess der Judenschaft der Gemeinherrschaft Fürth gegen das Domstift Bamberg, der in der Forschungsliteratur bereits mehrfach analysiert worden ist (z. B. F. Battenberg, Das Reichskammergericht und die Juden des Heiligen Römischen Reiches, Wetzlar 1992). Angesprochen sind dabei natürlich die unterschiedlichsten Streitgegenstände; doch angesichts des Schwerpunkts jüdischen Lebens in Handel, Darlehens- und Pfandleihgeschäft spiegeln sich auch in den beschriebenen Prozessen die entsprechenden juristischen Streitpunkte wieder. Wichtiges Anschauungsmaterial findet man zu Fragen des Darlehens und der Zinssätze, des Wechselgeschäfts, des Handelsgeschäfts und der Handelsgesellschaften. Daneben spielten in den dargestellten Verfahren Fragen der judenschaftlichen Ordnungern, der Schutzbriefe, der Schuldverschreibungen und judenschaftlichen Steuern, aber auch solche des Erb- und Familienrecht eine große Rolle. Die entsprechenden Stichworte sind wieder übersichtlich in dem Sachindex am Ende des Bandes zusammengestellt. Beim Personen- und Ortsindex fällt hinsichtlich der erfassten Juden auf, dass die unterschiedliche Schreibweise ihrer Namen (z. B. Moses, Moss, Moyses, Mosche) beibehalten wurde, offensichtlich in Übernahme der Parteiangaben auf den Aktendeckeln; hier hätte eine stärkere Vereinheitlichung die Identifizierungsarbeit erleichtern können. Auch wurden Namenszusätze der Juden wie Herkunftsbezeichnungen, die meist nur dem Bedürfnis der christlichen Umwelt nach Identifizierung gleicher Namensträger zu verdanken waren, als Familiennamen behandelt, auch wenn sie noch häufig wechselten. Hier hat sich der Bearbeiter nicht ohne Grund für einen gewissen Pragmatismus entschieden, der jedenfalls das Auffinden der gesuchten Namen erleichtern kann.

 

Darmstadt                                                                              J. Friedrich Battenberg