Achtzehnhundertundsechs (1806) – Souveränität für Baden und
Württemberg. Beginn der Modernisierung?, hg. v. Schindling, Anton/Taddey,
Gerhard (= Veröffentlichung der Kommission für geschichtliche Landeskunde
in Baden-Württemberg Reihe B Forschungen 169). Kohlhammer, Stuttgart 2007. 215
S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Angesichts des Wendejahres 1806 hat sich, so erklärt Anton Schindling in seiner dem Titel entsprechenden kurzen Einführung, die Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg früh entschlossen, dem Ende des alten Reiches und dem Beginn der neuen Staatlichkeit für Baden und Württemberg ein wissenschaftliches Symposion zu widmen. Nachdem das 200-jährige Gedenken des Reichsdeputationshauptschlusses und der Säkularisation von 1803 im Jahre 2003 eine starke Resonanz gefunden habe, habe es auch angebracht geschienen, das Ende des Heiligen römischen Reiches durch die Gründung des Rheinbundes und die Niederlegung der Kaiserkrone seitens Kaiser Franz’ – im Gegensatz zu 1906 - zum Anlass einer geschichtlichen Rückbesinnung zu nehmen. Dabei habe es vor allem gegolten, die dialektische Spannung zwischen Innovation und Reaktion dieser Zeit einzufangen.
An diese ersten Ausführungen schließen sich zehn Abbildungen Württembergs mit seinen nach 1789 verloren gegangenen linksrheinischen Territorien, der Entwicklung Württembergs zwischen 1790 und 1815, der Entwicklung Badens zwischen 1771 und 1819, der badischen Krone, des badischen Szepters, des badischen Zeremonialschwerts, des Throns des badischen Großherzogs, der württembergischen Krone, des württembergischen Szepters und des württembergischen Throns aus dem Ordenssaal an. Die beiden Throne zieren zusammen mit dem Reichsadler aus dem Seidenfragment des Tragebaldachins Kaiser Josephs II. von 1764 auch die Außenseite des himmelblau gehaltenen schmalen Bandes. Im seinem Inneren sind insgesamt sieben Beiträge versammelt.
Dabei untersucht Dieter Langewiesche als erstes das alte Reich nach seinem Ende und verfolgt dabei die Reichsidee in der deutschen Politik des 19. und frühen 20. Jahrhunderts im Versuch einer nationalgeschichtlichen Neubewertung in welthistorischer Perspektive. Klaus-Peter Schroeder versteht die Entwicklung von der Reichsstadt zur württembergischen Munizipalstadt als einen Vorgang der Deklassierung und Depossedierung. Armin Kohnle behandelt unter dem Motto Modernisierungspolitik und Integration den Übergang der Kurpfalz an Baden.
Bern Wunder betrachtet die Entstehung des modernen Staates in Württemberg im Blick auf Verwaltung und Gesetze, Beamte und Bürger. Als der Kehrseite der Souveränität widmet sich Ute Planert Baden und Württemberg im Krieg. Unter der Frage ein ungleicher Start? sucht Gert Kollmer nach Ähnlichkeiten und Unterschieden zwischen Baden und Württemberg am Übergang zu industriell induziertem Wachstum.
Am Ende fragt Katharina Wiegand nach der Rolle der Dynastien bezüglich des Jahres 1806. Zahlreiche weitere Abbildungen veranschaulichen den insgesamt auf die Einordnung des südwestdeutschen Geschehens in die Gesamtperspektive der deutschen Geschichte des 19. Jahrhunderts ausgerichteten Band. Eine Auswahlbibliographie ermöglicht auf dieser vielseitigen, Stadtgeschichte, Verwaltungsgeschichte, Wirtschaftsgeschichte, Kriegsgeschichte und Dynastiengeschichte vereinenden Grundlage die eigenständige Vertiefung in die Frage, ob 1806 als Initialzündung politischer, staatlicher und gesellschaftlicher Modernisierung gelten kann.
Innsbruck Gerhard
Köbler