Urkundenbuch des Zisterzienserklosters Altzelle, Teil 1 1162-1249, bearb. v. Graber, Tom (= Codex diplomaticus Saxoniae, Hauptteil 2, 19). Hahn, Hannover 2006. XLI, 379 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Im Jahre 1860 gründete die Staatsregierung Sachsens das Vorhaben eines dreiteiligen Codex diplomaticus Saxoniae (regiae), das in drei Hauptteilen die Urkunden des regierenden wettinischen Hauses und des Gebiets des Königreichs Sachsen bis zum Ausgang des Mittelalters erfassen sollte. Der erste Hauptteil vereinte die Urkunden der Markgrafen von Meißen und Landgrafen von Thüringen sowie der Kurfürsten und Herzöge von Sachsen bis zum Jahre 1485, der zweite Hauptteil die Urkunden der geistlichen Institutionen und größeren Städte Sachsens, der dritte Hauptteil die Urkunden der kleineren sächsischen Städte und Adelsfamilien. Davon gediehen die ersten beiden Hauptteile bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts sehr, während der dritte Hauptteil nicht zur Ausführung kam.

 

Nach 24 bis 1909 erschienenen Bänden konnte nach dem ersten Weltkrieg freilich nur noch 1941 ein einziger weiterer Band veröffentlicht werden. In der Deutschen Demokratischen Republik wurde 1960 das Projekt eingestellt und eigentlich nur noch privat fortgeführt. Nach dem Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland 1990 konnten seit 1993 die Arbeiten erfreulicherweise wieder aufgenommen werden.

 

Sie begannen mit dem Urkundenbuch des Zisterzienserklosters Altenzelle, des wohl bedeutendsten mittelalterlichen Klosters in Sachsen. Seine Bearbeitung übernahm bereits 1993 Tom Graber in Dresden. Nach 13 Jahren war die Drucklegung möglich.

 

Das bei Nossen westlich von Dresden gelegene Altenzelle ist, wie der Bearbeiter in seiner kurzen und klaren Einleitung darlegt, eine Stiftung Markgraf Ottos von Meißen (26. Februar 1162), die 1162 von Kaiser Friedrich Barbarossa mit 800 Hufen ausgestattet und am 27. Mai 1175 vom Mutterkloster Pforta aus bezogen worden ist. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhundert erlangte vor allem Abt Ludeger eine gewisse Bedeutung. Nach Peter Landau könnte die Bibliothek von Eike von Repgow benutzt worden sein.

 

Der Ausgabe der Urkunden von 1162 bis 1249 folgt dem Pertinenzprizip der Edition möglichst aller das Kloster betreffenden Urkunden, das schon Eduard Beyer bei der Veröffentlichung von mehr als 900 Altenzeller Urkunden in Regestform im Jahre 1855 zu Grunde gelegt hatte, und lehnt das unter den gegebenen Umständen wesentlich schwieriger zu handhabende Fondsprinzip ab. Voraussichtlich wird das Urkundenbuch insgesamt sechs Bände mit etwa 1200 Nummern aus mehr als 40 Archiven Deutschlands, Polens, Tschechiens, Frankreichs und des Vatikans umfassen, darunter mehr als 100 Papsturkunden und fast 50 Kaiserurkunden sowie bis 1249 nur drei Fälschungen. Die Edition ist chronologisch aufgebaut und folgt allgemein anerkannten Grundsätzen.

 

An die Einleitung schließt sich eine ausführliche Bibliographie zur Geschichte des Klosters Altzelle mit mit mehr als 200 Titeln an. Es folgen 152 möglichst aus den Originalen abgedruckte Nummern, die auch Eike von Repgow erfassen (57 1218, 75 1224). Neun Indizes erschließen die verdienstvolle Ausgabe, darunter aber leider kein Wörterverzeichnis.

 

Innsbruck                                                                                                                  Gerhard Köbler