Röwekamp, Marion, Juristinnen – Lexikon zu Leben und Werk, hg. v. Deutscher Juristinnenbund e. V. Nomos, Baden-Baden 2005. 466 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Juristinnen in Deutschland. Die Zeit von 1900 bis 2003, hg. v. Deutscher Juristinnenbund (= Schriftenreihe Deutscher Juristinnenbund 1), 4. Aufl. Nomos, Baden-Baden 2003. 256 S. Ill. wurde in dieser Zeitschrift von Esther Hartwich besprochen (ZRG GA 122 [2005]). Dabei kamen neben der in Baden 1900 erfolgten Zulassung zum Studium (1896 Marie Raschke in Berlin Gasthörerin, Zulassung in Österreich erst 1919) und der Beseitigung aller Ausnahmebestimmungen gegen weibliche Beamte in der Weimarer Reichsverfassung von 1919 (1. Juli 1922 Zulassung zu allen Rechtsberufen) im letzten Kapitel auch die Lebensbilder elfer engagierter Juristinnen von Erna Scheffler über Hildegard Gethmann bis zu Helga Seibert zur Sprache. Diesen Bereich baut Marion Röwekamp, in Marburg an der Lahn 1974 geboren, nach dem Studium von Geschichte und Recht in Heidelberg, New York und Berlin mit einer Arbeit über Die Berufsgeschichte der ersten deutschen Juristinnen in München promoviert, in Zusammenarbeit mit dem deutschen Juristinnenbund hier aus.

 

Das Geleit gibt Brigitte Zypries. Sie weist eingehend darauf hin, dass Namen und Leben von Juristinnen wie Elisabeth Selbert, Elisabeth Schwarzhaupt, Erna Scheffler, Nora Platiel, Emilie Kempin und Anita Augspurg der interessierten Öffentlichkeit zunehmend geläufig geworden seien, dass es aber auch weniger bekannte Juristinnen gegeben habe, die sich bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts gegen Widerstände die Zulassung zu Universität und Beruf erkämpft hätten. Die Selbstverständlichkeit, mit der Juristinnen heute den Beruf ausübten, sei das Ergebnis ihres Lebenswerks.

 

Da in der Geschichte des Rechts bis zur Gegenwart die Männer vorherrschten und deshalb Michael Stolleis unter den Juristen nur eine einzige Frau aufnehmen konnte, besteht eine offensichtliche Literaturlücke, die der Verfasserin bei ihrer Dissertation schmerzlich bewusst wurde. Sie füllt sie mit rund 150 weitgehend neu erarbeiteten Biographien. Die dahinter stehenden Frauen sind anscheinend alle zwischen 1850 und 1922 geboren, was durch das Dissertationsthema mitbestimmt sein könnte.

 

Die Artikel reichen von Abraham, Edith, geb. 11. Oktober 1896 in Stettin, Verwaltungsinspektorin, Dr. iur., jüdisch, Exil 1940, USA, Sozialbeamtin, Vater Kaufmann, bis zu Zernik, Clementine, geb. Bloch, verw. Bern, geb. 28. September 1905 in Wien, gest. 31. Dezember 1996 in Queens, New York/USA, Rechtsanwältin, Journalistin, Bibliothekarin, Dr. iur., jüdisch, Exil 1938 USA, Vater Dr. iur. Max Bloch, Steuerberater, Finanzrat im Finanzministerium. Im Einzelnen sind Fülle und Genauigkeit der biografischen Daten angesichts der Quellenlage verständlicherweise unterschiedlich. Immer ging es der Verfasserin aber auch um die Perspektive der Betroffenen selbst.

 

Soweit wie möglich sind den einzelnen Artikeln Fotografien beigegeben. Dementsprechend schmücken auch 30 Bilder das Äußere des interessanten Bandes. Da er ein work in progress sein soll, werden angesichts des in der Gegenwart mehr und mehr verwirklichten Gleichheitssatzes viele neue außergewöhnliche Juristinnen zu Hilde Benjamin, Anne-Eva Brauneck, Helga Einsele, Marie-Luise Hilger, Barbara Just-Dahlmann, Gerda Krüger-Nieland, Marie-Elisabeth Lüders, Ellinor von Puttkamer, Wiltraut Rupp-von Brünneck, Erika Scheffen, Erna Scheffler, Gertrud Schubart-Fikentscher, Elisabeth Schwarzhaupt, Erika Sinauer, Marianne Weber und vielen anderen hinzukommen.

 

Innsbruck                                                                                           Gerhard Köbler