Reverchon, Alexander, Metzer Denare vom 10. bis 13. Jahrhundert. Untersuchungen zu den Währungsräumen zwischen Maas und Rhein (= Trierer historische Forschungen 44). Kliomedia, Trier 2006. 617 S., zahlr. Abb., 8 Farbkart. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die im Wintersemester 1997/1998 vom Fachbereich III der Universität Trier angenommene, von Alfred Haverkamp betreute Dissertation des Verfassers gliedert sich in vier Hauptteile. Ihnen geht eine Einleitung über das Zeitalter des regionalen Pfennigs voraus. Am Ende folgen eine klare Zusammenfassung, Anhänge und Register.

 

In der Einleitung in seine Geschichte des Geldes im hochmittelalterlichen Aufbruch am Beispiel Metzs geht der Verfasser davon aus, dass die bis in das zweite vorchristliche Jahrhundert zurückverfolgbare Silbermünze und Silbergewichtssystemeinheit Denar (Pfennig) an der Wende zum 8. Jahrhundert ausschließliche Währungsmünze eines monoargyristischen Zeitalters wurde und der daraus am Ende des 8. Jahrhunderts folgende Reichsdenar im ersten Drittel des 10. Jahrhunderts endete. Nach Ansicht Walter Hävernicks zeugten mehr als 260000 im Ostseegebiet, bei Wikingern, Balten und Slawen gefundene deutsche Münzen des 10. bis 12. Jahrhunderts gegenüber mehr als 30000 im deutschen Boden davon, dass die im Reich geprägten Münzen dem Fernhandel gedient hätten, während man im Binnenverkehr des Geldes nicht bedurft habe. Diese Sicht sei aber zweifelhaft und das hohe Fundaufkommen im Nordosten lasse sich auch mit der dortigen besonderen Hortungsmentalität erklären, während die knapp 15000 Metzer Denare des 10. bis 13. Jahrhundert noch gar nicht in ihrer Funktion als Geldmedium untersucht worden seien, weshalb sich eine erstmalige umfassende Gesamtschau dinglicher und schriftlicher Quellen anbiete.

 

Der erste Hauptteil ist dementsprechend den Anfängen der regionalen Pfennigwährung (940 bis 1030) gewidmet. Am Beginn stehe eine schwere Krise, der aber ein Aufschwung gefolgt sei. Bischof Adalbero II. (984-1005) habe als erster Metzer Bischof seinen Namen allein auf die Münzen gesetzt und sich selbst abbilden lassen, woran beispielhaft deutlich werde, wie sich im 10. und frühen 11. Jahrhundert der regionale Pfennigschlag herausgebildet habe. Bis zum zweiten Drittel des 11. Jahrhunderts seien die Denare eher Silberstücke (Gewichtsgeld) als Geldnominale.

 

Der zweite Hauptteil befasst sich mit der Bereitstellung des Geldes und der Münzprägung im Zeitalter des regionalen Pfennigs. Er erweist eine Blütezeit des Metzer Denars zwischen 1180 und 1230, wobei in Metz stets Silber das eigentliche Währungsmetall war und bereits im Verlauf des 11. Jahrhunderts die Mark das Pfund ersetzt hatte. Sehr ausführlich und gründlich werden im dritten Hauptteil die Grenzen des Metzer Währungsraums abgesteckt.

 

Im vierten Hauptteil untersucht der Verfasser die Metzer Münzstätten im hohen Mittelalter. Hier legt er dar, wie seit dem zweiten Drittel des 11. Jahrhunderts neben Metz Nebenmünzstätten in Marsal, Epinal und Saarburg entstehen. Außerdem werden in Luxemburg (um 1040 bis 1047), Rimlingen, Bockenheim, Saarwerden, Hornbach und Saint-Dié (um 1173/1179) Münzen hergestellt.

 

Zusammenfassend stellt der Verfasser auf Grund seiner sorgfältigen, einleuchtenden Untersuchungen fest, dass im ersten Drittel des 10. Jahrhunderts aus dem in Metz hergestellten Reichsdenar der Metzer Denar wird. Dies erklärt er mit dem Erblühen des nahen Marktes und der regionalen Wirtschaft nach einer Zeit des Niedergangs. Deshalb spricht er sich gegen die Fernhandelstheorie aus, welche den Denar dieser Zeit dem Fernhandel zurechnet und darum im Fernhandel den Ursprung der mittelalterlichen Geldwirtschaft sieht.

 

Auf Grund der Zusammensetzung der regionalen Münzschatzfunde setzt er den Übergang vom Gewichtsgeldgebrauch zum Zählgeldgebrauch und damit die Durchsetzung des Nominalwertprinzips im Gebiet von Metz in die Zeit um 1030. Etwa von dieser Zeit an werden neue Münzstätten eingerichtet, die Metz ergänzen sollen. Mit einer weiteren erheblichen Zunahme der Prägestätten rechnet er ab 1180, mangels Ortsnamen auf den Münzen lässt sich diese Vermutung aber nicht sicher erweisen.

 

Im Anhang dokumentiert der Verfasser die Metzer Münzen in regionalen und anderen Funden, die Einzelgewichte der Metzer Denare nach Funden, die Münzschatzfunde sowie die Sortennennungen in Urkunden und ähnlichen Quellen. Es folgen der umfangreiche Nachweis der Quellen und Literatur und ein Orts- und Personenregister. Insgesamt eine beeindruckende wirtschafts- und geldgeschichtliche Untersuchung mit vielen neuen und als solche kaum bestreitbaren Einzelergebnissen.

 

Innsbruck                                                                                                       Gerhard Köbler