Meyer, Andreas, Ser Ciabattus. Imbreviature Lucchesi del Duecento. Regesti. Volume I, anni 1222-1232 (= Istituto Storico Lucchese. Strumenti per la ricerca. 7). Istituto Storico Lucchese, Lucca 2005. 699 S. Besprochen von Irmgard Fees.

 

Die 50jährige Arbeitstätigkeit des Luccheser Notars Ser Ciabattus, der um das Jahr 1204 geboren wurde und kurz nach 1276/1277 verstarb, ist ungewöhnlich gut dokumentiert. Bis heute erhalten haben sich außer über 350 Pergamenten mit mehr als 440 Notariatsinstrumenten vor allem 27 Imbreviaturbücher aus der Zeit von 1222 bis 1272. Zudem protokollierte Ser Ciabattus in den 1230er Jahren gemeinsam mit einem anderen Notar die Verhandlungen des geistlichen und weltlichen Gerichts des Domkapitels in Lucca; diese Unterlagen füllen weitere sechs Bände. Einen Teil dieser umfangreichen Überlieferung macht Andreas Meyer, der sich der Person und dem Leben des Ser Ciabattus schon an anderer Stelle gewidmet hat (Der Luccheser Notar Ser Ciabatto und sein Imbreviaturbuch von 1226/1227, in: QFIAB 74, 1994), mit der hier anzuzeigenden Edition verfügbar. Geboten werden die Texte von vier zum Teil nur fragmentarisch erhaltenen Imbreviaturbüchern, die 60, 86, 386 und 584, also insgesamt 1.116 Rechtsgeschäfte festhalten. Sie werden im Wortlaut der Einträge, allerdings gekürzt um sämtliche formelhaften Wendungen, gedruckt. Das Ergebnis sind kurze, prägnante Texte, die das Wesentliche des Inhalts wie der Formulierung wiedergeben. Das ist in der Tat ein gangbarer Weg, um die immense Quellenfülle im Druck verfügbar zu machen; der Umfang bleibt in überschaubarem Rahmen, trotzdem bewahren die Texte ihre Unmittelbarkeit, anders als etwa bei einem Kurzregest in moderner Sprache. Dem Editionsteil voraus gehen eine Einleitung (S. 5-85), in der Person, Leben und Arbeitsumfeld des Notars, die Contrada San Martino in Lucca, geschildert werden, sowie eine Beschreibung der Handschriften und der Editionskriterien (S. 87-93). Eine chronologische Liste der Einträge (S. 587-600) und verdienstvolle Personen-, Orts- und Sachregister (S. 603-696) erschließen die Texte, welche der Gegenwart die ganze Bandbreite der Arbeit eines Notars in einer geschäftigen italienischen Stadt des 13. Jahrhunderts vor Augen führen: Die Klienten des Ser Ciabattus wandten sich vor allem mit Geld- und Kreditgeschäften an ihn; daneben schlossen sie Kauf-, Miet- und Pachtverträge, machten ihr Testament, handelten Heiratsverträge aus und ließen Schenkungen festhalten. - Die Kennzeichnung als „volume I“ weist darauf hin, dass weitere Bände in Vorbereitung sind, auf deren baldiges Erscheinen zu hoffen ist.

 

Marburg                                                                                                        Irmgard Fees