Martin, Michael, Kleine Geschichte der Stadt Landau. G. Braun/DRW-Verlag Weinbrenner, Karlsruhe/Leinfelden-Echterdingen 2006. 204 S., 44 Abb. Besprochen von Alfons Gerlich.
Der Leiter des Stadtarchivs Landau, Verfasser wichtiger Studien zur Vergangenheit der heute Südpfälzer Region während der französischen Revolution und des frühen 19. Jahrhunderts, legt eine instruktive Geschichte „seiner“ Stadt vor. Am Beginn steht die Privilegierung durch König Rudolf von Habsburg am 30. Mai 1274, durch die der Ort die gleichen Rechte wie Hagenau erhielt. Als Indizien für die rasch wachsenden Bedeutung wertet Martin die Entstehung der Stiftskirche, das Wirken eigener Verwaltung, die Entstehung einer Judengemeinde, die Intensivierung des Marktgeschehens. Waren zunächst alle Zeichen gegeben für das Werden einer Reichsstadt, wurde diese Entwicklung abgebrochen durch die Kämpfe um die Vormacht in jener Landschaft nach dem Tod Kaiser Heinrichs VII. Als Sieger setzte sich der Bischof von Speyer durch, dem von König Ludwig dem Bayern am 24. Juni 1324 Landau verpfändet wurde. Die wirtschaftliche Bedeutung der Stadt blieb erhalten. Sie ermöglichte den Bürgern die Auslösung aus der Pfandschaft, die am 19. April 1511 Kaiser Maximilian bestätigte. Die folgende Epoche brachte starke Belastungen, mit besonderer Härte im Dreißigjährigen Krieg. Infolge des Westfälischen Friedens kam die Stadt an Frankreich und wurde zur starken Festung gegenüber dem Reich. Anschaulich schildert Martin die rigorosen Methoden der Besatzungspolitik und des zerstörerischen Ausgreifens auf die Rheinlande unter dem General Melac mit der Zerstörung von Städten und Burgen. Deutsch wurde Landau erst nach Napoleons Niederlage und der Schaffung des bayerischen Rheinkreises 1815. Doch auch nun kamen neue Belastungen und Unruhen, für die Hambacher Fest und Revolution 1848 als Stichworte genannt seien. Auswanderungen zeugen von drängenden Sozialproblemen. Zwei Weltkriege und französische Besatzungen brachten wie jeder Stadt so auch Landau, das durch Luftangriffe schwere Schäden erlitt, enorme Belastungen. Erst die „fünfziger Jahre“ brachten neuen Aufschwung und Stadterweiterung zusammen mit Eingemeindungen. Kurzfassungen der Ortsgeschichten runden die Darstellung ab.
Wiesbaden Alois Gerlich