Görich, Knut, Die Staufer. Herrscher und Reich (= C. H. Beck Wissen). Beck, München 2006. 128 S., 2 Karten. Besprochen von Alois Gerlich.

 

Die Geschichte der Staufer, immerhin zwei Jahrhunderte füllend, entsprechend den Vorgaben des Verlags für seine Reihe ,Wissen', in nur acht Druckbogen kleinen Formats zu bringen, erfordert stärkste Konzentration und Eingängigkeit der Darstellung. Beides ist dem Verfasser, um ein Urteil an die Spitze zu stellen, vollauf gelungen. Als Kenner der Epoche konnte er sich auf einen aktuellen Stand der Forschung in vielen Sachfragen stützen. Zu nennen sind hier die Namen Timothy Reuter, Gerd Althoff, Bernd Schneidmüller, Stefan Weinfurter, Jürgen Dendorfer, Roman Deutinger, Holger Berwinkel, Alfred Haverkamp, Theo Kölzer und Johannes Laudage entsprechend der Abfolge der Artikel. Hier ist nicht auf die Inhalte im einzelnen einzugehen, sondern auf Grundanliegen eines äußerlich schmalen Bändchens. Glänzend ist die Analyse des Forschungsganges einer Historiographie, die im Spannungsgefüge von Sehnsüchten der Politik in Deutschland stand, dem als Erbe des Alten Reiches die Einheit versagt blieb, nur für wenige Jahre als Zwang auferlegt wurde. Verklärung und Missbrauch im Tagesgeschehen bezeichnen den Wechsel.

 

Beherrschendes Motiv ist die Polarität von Kronträger und Reichsfürsten, überzeugend ist die Abwendung von alter Dynastieauffassung zugunsten der Betonung individualisierten Verhaltens in der Politik. Erneut bestätigt wird die ernüchternde Erkenntnis, dass wir über den Ursprung der erst im späten 15. Jahrhundert sogenannten Staufer nichts wissen, aus der Sammlung von Nachweisen ihres Besitzes nur Schwaben und das Elsaß zu Tage treten. Aus dem Kreis dieser Verwandten stiegen 1138, 1153 und 1190 Könige und Kaiser auf, gewannen die Würde nach dem Unterbruch im Thronstreit 1212 zurück, ehe sie 1250 und 1267 starben. Kontakte, Auseinandersetzungen, Kämpfe mit Großen in Deutschland, den Päpsten, den Städten in Italien und Rebellen in Sizilien, drei Kreuzzüge seien hier nur als Stichworte und Andeutung der Vielfalt der Ausführungen erwähnt. Die neuen Bewertungen des Handelns der Reichsfürsten seinen hervorgehoben. Das macht den Wert des kleinen Buches als Hinführung zu den großen Problemen des Hochmittelalters aus.

 

Wiesbaden       Alois Gerlich