Gerlich, Alois, Territorium, Reich und Kirche. Ausgewählte Beiträge zur mittelrheinischen Landesgeschichte. Festgabe zum 80. Geburtstag, hg. v. Heinemann, Christiane/Schäfer, Regina/Schmitt, Sigrid (= Veröffentlichungen der historischen Kommission für Nassau 74). Historische Kommission für Nassau, Wiesbaden 2005. XII, 680 S., 7 Abb.

 

Am 24. September 2005 feierte Alois Gerlich, in Mainz geboren, nach Studien in Heidelberg und Mainz 1948 als Schüler Heinrich Büttners mit 23 Jahren in seiner Geburtsstadt auf Grund einer Dissertation über das Mainzer Sankt Stephan Stift promoviert und 1959 auf Grund seiner von Ludwig Petry betreuten Studien über Habsburg – Luxemburg – Wittelsbach im Kampf um die deutsche Königskrone habilitiert, seinen 80. Geburtstag. Zur sorgfältig geheim gehaltenen Überraschung überreichten ihm Christiane Heinemann, Regina Schäfer und Sigrid Schmitt die vorliegende Sammlung ausgewählter Schriften. Sie dokumentiert den Werdegang eines vorbildlichen, von Mainz nach Bamberg und von Bamberg wieder nach Mainz zurück berufenen Gelehrten, der sich um Landesgeschichte und Reichsgeschichte so sehr zugleich verdient gemacht hat, dass ihm unter diesem Titel zu seinem siebzigsten Geburtstag bereits eine glanzvolle Festschrift gewidmet werden konnte.

 

Mit der Sammlung sind 16 wichtige, teilweise an entlegener Stelle veröffentlichte Arbeiten gewissermaßen unter den gütigen Augen des Gelehrten bequem für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Geordnet sind sie streng chronologisch. Ihren Ausgangspunkt nehmen sie naheliegenderweise bei dem Gegenstand der Dissertation, in ihrer Gesamtheit erfassen sie die zentralen Fragen der deutschen Geschichte zwischen dem 12. und dem 14. Jahrhundert.

 

Den Beginn bilden die Vogteien des Stiftes Sankt Stephan zu Mainz und die Studien zur Verfassung der Mainzer Stifte, denen der Kölner Fernbesitz im Mainzer Raum zur Seite gestellt werden kann, weil er in wichtigen Teilen an Sankt Stephan gelangte. Daran schließt sich die eindrucksvolle Zusammenfassung der Ergebnisse der Habilitationsschrift an, deren zentrale Persönlichkeit  auch in die Studien über Konrad von Weinsberg und an Hand der Mainzer Kirchenpolitik über Territorium, Bistumsorganisation und Obödienz ausstrahlt. Von hier aus greift der Gelehrte auf die Landfriedenspolitik Rudolfs von Habsburg, die rheinischen Kurfürsten im Interregnum und im 14. Jahrhundert aus.

 

Methodisch besondere Bedeutung kommt der Untersuchung über interterritoriale Systembildungen zwischen Mittelrhein und Saar in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts zu. Für die Rechtsgeschichte von großem Interesse sind die Beziehungen zwischen Seelenheil und Territorium, die an Hand des Testamentsrechts der Fürsten und Grafen im Spätmittelalter überprüft werden. Im Übrigen fördern eindringende Forschungen über die rheinische Pfalzgrafschaft, über die Machtposition des Mainzer Erzstiftes, über den Aufbau der Mainzer Herrschaft, über Thronstreit, Erzbistumsschismen und Papstpolitik sowie abschließend über Adolf von Nassau Wissen und Verständnis der mittelalterlichen Geschichte Deutschlands maßgeblich.

 

Am Ende einer reichen Ernte steht ein umfängliches Verzeichnis der Schriften Alois Gerlichs, der seine kostbare Zeit immer auch der Zeitschrift für `Rechtsgeschichte zur Verfügung gestellt hat. Eindrucksvoll ist auch die Schar der von ihm betreuten Doktoranden. Ein sorgfältiges Register schließt das von Karl-Heinz-Spieß mit einem klaren und kurzen Vorwort eingeleitete Werk angenehm ab.

 

Innsbruck                                                                                                                              Gerhard Köbler