Friedländer, Hugo, Interessante Kriminalprozesse. Ein Pitaval des Kaiserreichs (= Digitale Bibliothek 51). Directmedia Publishing, Berlin 2004. Einführung in die Software 31 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Zwischen 1734 und 1743 veröffentlichte der französische Rechtsgelehrte François Gayot de Pitaval (Lyon 1673-1743) 20 Bände mit Causes célèbres et intéressantes. Er war damit so erfolgreich, dass sein Familienname zur Gattungsbezeichnung für Sammlungen denkwürdiger Strafrechtsfälle wurde. Selbst Friedrich Schiller hat 1811 in diesen merkwürdigen Kriminalgeschichten und Rechtsfällen einen Beitrag zur Geschichte der Menschheit gesehen.
Im Anschluss hieran veröffentliche der bekennende Sozialdemokrat und Gerichtsberichterstatter Hugo Friedländer nach vierzigjähriger Berufstätigkeit 1910 Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung. Es ging ihm dabei um eine Darstellung merkwürdiger Strafrechtsfälle aus Gegenwart und Jüngstvergangenheit, und zwar nach eigenen Erlebnissen. Dem schlossen sich – ohne ausdrückliche Bezugnahme auf eigene Erlebnisse, 11 Folgebände an, wobei so bekannte Ereignisse wie der Prozess des Hauptmanns von Köpenick, das Verfahren Bismarcks gegen Theodor Mommsen oder der Hochverratsprozess gegen Liebknecht und Bebel aufgenommen sind.
Wie das Strafrecht überhaupt finden diese Werke trotz ihres Umfangs von fast 3000 Druckseiten noch heute das Interesse der Öffentlichkeit. Deswegen ist dieser vom Herausgeber so benannte Pitaval des Kaiserreichs auch in der Gegenwart auf dem Markt. Entsprechend der technischen Entwicklung ist er in eine digitale Bibliothek integriert.
Auf Wunsch eines Interessenten hat der Verlag freundlicherweise eine CD-ROM zur Verfügung gestellt. Trotz einer gedruckten Einführung in die Software hat der Rezensent aber keinen jedermann auch ohne besondere mediengesellschaftliche Kenntnisse offenen Zugang zu dem geheimnisvollen Werk gefunden. Deswegen kann an dieser Stelle nur auf den Schuld und Sühne bergenden Schatz und sein vielleicht noch vereinfachungsfähiges Sesam, öffne dich, hinter dem sich eine durch Scannen der Druckseiten entstandene digitale Fassung der Druckwerke mit zusätzlichen digitalen Möglichkeiten verbirgt, hingewiesen werden.
Innsbruck Gerhard Köbler