Ebendorfer, Thomas, Historia Jerusalemitana, nach Vorarbeiten von Schweigl, Hildegard, geb. Bartelmäs, hg. v. Zimmermann, Harald (= Monumenta Germaniae Historica, Scriptores rerum Germanicarum, Nova Series 21). Hahnsche Buchhandlung, Hannover 2006. XXIII, 171 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Thomas Ebendorfer (1388-1464), Professor der theologischen Fakultät der Universität Wien und Pfarrer in Perchtoldsdorf, ist vor allem durch seine von König Friedrich III. vor seiner Kaiserkrönung in Auftrag gegebene, 1449 begonnene Kaiserchronik bekannt geworden. Daneben hat er gleichzeitig an einer Chronik Österreichs, an einer Passauer Diözesangeschichte und einem Schismentraktat gearbeitet. Weil dort überall das Geschehen im Orient während der Kreuzzüge zu kurz gekommen ist, hat er auch eine Hystoria Jerusalemitana geschrieben, deren Titel nach dem Herausgeber auf größere Absichten schließen lässt, als intendiert gewesen sein dürfte.

 

Geschildert werden der erste Kreuzzug (1095-1099) und der dritte Kreuzzug (1187-1194). Die Gründe für das Fehlen der anderen Kreuzzüge sind unbekannt. An dem Wissen Ebendorfers kann es nach Ausweis seiner Kaiserchronik nicht wirklich gelegen haben.

 

Mit dem Ebendorferschen Kreuzzugstraktat beauftragte Alphons Lhotsky (1903-1968) seine Schülerin Hildegard Bartelmäs, die mit einer ungedruckt gebliebenen Dissertation 1954 promoviert wurde. Da sie sich zu einer späteren Beschäftigung mit dieser Aufgabe außerstande erklärte, überarbeitete Harald Zimmermann das Typoskript. Es beruht auf dem aus der 1782 aufgelösten Kartause Gaming in Niederösterreich in die heutige österreichische Nationalbibliothek gekommenen Autograph Ebendorfers, mit dessen Veröffentlichung der Herausgeber einen weiteren, durch umfangreiche Register gut erschlossenen Baustein zur Erforschung der Kreuzzugsgeschichte und Ebendorfers Schaffen liefert.

 

Innsbruck                                                                                                       Gerhard Köbler