Archiv der Grafen von Bissingen und Nippenburg Hohenstein, bearb. v. König, Jürgen (= Inventare der nichtstaatlichen Archive in Baden-Württemberg 32). Kohlhammer, Stuttgart 2005. 695 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Das Archiv der Grafen von Bissingen und Nippenburg ist das mit Abstand größte Adelsarchiv im Landkreis Rottweil. Es ist für den Raum Schramberg von großer Bedeutung und die mit Schramberg seit dem Ende des Dreißigjährigen Krieges mit Schramberg verbundene Familie noch weit darüber hinaus. Deshalb ist es sehr erfreulich, dass dieses bisher weitgehend unzugängliche Archiv seit 1998 in Zusammenarbeit zwischen Eigentümer, Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg, Landkreis Rottweil, Stadt Schramberg, Kreisarchiv Rottweil und Landesarchivdirektion Baden-Württemberg erschlossen und zusätzlich sicherungsverfilmt werden konnte.
In der Einleitung beschreibt der Bearbeiter zunächst kurz die Geschichte der auf die Herrschaft Falkenstein zurückgehenden Herrschaft Schramberg bis 1648. Dann geht er auf die Familiengeschichte der aus Sachsen kommenden Grafen von Bissingen über, die 1648 die Herrschaft erwarben. Danach verfolgt er die auch in drei Stammtafeln veranschaulichte Entwicklung der Familie trotz der zumindest im Anfang eher schlechten Quellenlage bis unmittelbar zur Gegenwart, in der nicht nur mit dem Kirchenpatronat das letzte der ehemaligen herrschaftlichen Rechte verloren, sondern auch Schloss Hohenstein verkauft und eine Kanzlei als Rechtsanwalt in Rottweil eröffnet wird.
Dem wird die Archivgeschichte der Familie von Bissingen und der Herrschaft Schramberg angeschlossen. Danach stammen die ältesten Originalurkunden aus den Jahren 1384 und 1385. Insgesamt sind 2888 Akten, 90 Urkunden und 116 Karten erfasst, zu denen im Hauptstaatsarchiv Stuttgart und im Stadtarchiv Schramberg sowie als Abschriften und Inserte noch einige Stücke hinzukommen, so dass sich eine Gesamtzahl von derzeit 3334 Stücken ergibt, die das Werk sehr sorgfältig dokumentiert und zusammen mit einem systematischen Verzeichnis der Urkunden sowie je einem Index der Orte und Personen der interessierten Öffentlichkeit in einem stattlichen, durch Bild, Farbe und Papier beeindruckenden Band im knappsten Kern zur Verfügung stellt.
Innsbruck Gerhard Köbler