Neumaier, Helmut, „Daß wir kein anderes Haupt oder von Gott eingesetzte zeitliche Obrigkeit haben“. Ort Odenwald der fränkischen Reichsritterschaft von den Anfängen bis zum Dreißigjährigen Krieg (= Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B Forschungen 161). Kohlhammer, Stuttgart 2005. XXVI, 258 S.
Die
mit dem Epitaph des Albrecht von Rosenberg in der evangelischen Kirche
Unterschüpf in Tauberbischofsheim geschmückte Studie ist der Abschluss
langjähriger Beschäftigung des Verfassers mit dem Phänomen Reichsritterschaft,
an dem nach den das Vorwort eröffnenden Worten Dieter (!) Willoweits sich die
Begegnung privatrechtlicher Denkformen mit den Prinzipien des neuzeitlichen
Staates besonders gut beobachten lasse. Die Einengung auf Franken entspringt
der Einsicht, dass übertriebener Ehrgeiz dem Unternehmen nicht gut bekommen
wäre und dem Fehlen umfassender Vorarbeiten, diejenige auf den Ort Odenwald dem
durchaus subjektiven Moment der eigenen Wohnung. Die zeitliche Eingrenzung wird
mit dem Bedeutungsverlust durch den dreißigjährigen Krieg gerechtfertigt.
In
der Einleitung beschreibt der Verfasser für seinen Forschungsgegenstand den
trotz der Arbeit Wolfgang Freiherr von Stettens (1973) noch unbefriedigenden
Forschungsstand und die wegen der Erhaltung des Archivs günstige Quellenlage.
Danach stellt er die Entstehung der fränkischen Reichsritterschaft beginnend
mit der Initialzündung des Wormser Reichstags von 1495 dar. Ihre Konsolidierung
verbindet er mit dem Würzburger Rittertag von 1562.
Auf
dieser chronologisch aufgebauten Grundlage befasst er sich zunächst mit der
Mitgliederstruktur. Danach wendet er sich er Verfassung zu. Vertieft werden die
Sachgebiete Kontribution und mitleidenliche Geldhilfe.
Nach
diesen von der Chronologie abgelösten Sachkapiteln wird der chronologische
Faden wieder aufgenommen. Unter dem Stichwort Die Zerreißprobe wird der 1575
beginnende Streit um Sebastian von Crailsheim untersucht. Im siebten und
letzten Abschnitt verfolgt der Verfasser den Ort auf dem Weg in den Krieg.
Am
Ende seiner das Phänomen Reichsritterschaft in den genannten Grenzen auch mit
Hilfe einzelner Mitgliederverzeichnisse erfreulicherweise weiter erhellenden
Untersuchung zieht er ein kurzes Resümee, wobei er als entscheidend das
Eingreifen des Königs bzw. des Kaisers seit 1542 erkennt. Erschlossen wird die
Untersuchung durch ein Ortsregister und ein Personenregister. Eine Karte
verzeichnet die Ansitze der Mitglieder des Orts Odenwald, soweit sie in den
Mitgliedslisten erscheinen, wobei die Ansitzorte mit dem Stammsitz nicht
übereinstimmen.
Innsbruck Gerhard
Köbler