Kohlmann, Jan, Der Marsch zu den Gräbern von Karl und Rosa. Geschichte eines Gedenktages (= Rechtshistorische Reihe 300). Lang, Frankfurt am Main 2004. 274 S.
Ideen
lassen sich von jedermann leichter verstehen und bejahen, wenn sie verkörpert
sind. Deswegen sind beispielsweise in den Nationen Nationalsymbole entstanden.
Ihre deutschen Erscheinungsformen hat verdienstvollerweise Hans Hattenhauer erfolgreich
zusammengestellt.
Von
ihm stammt auch die Idee zur vorliegenden Kieler Dissertation. Sie behandelt in
sechs Kapiteln ihr eng begrenztes Thema. Angemessen bettet sie zwischen
Einführung und Zusammenfassung vier chronologisch geordnete Sachabschnitte ein.
Zunächst
stellt sie den durch die Ermordung der kommunistischen Putschisten Karl
Liebknecht und Rosa Luxemburg seitens Angehöriger einer
Gardekavallerieschützendivision am 15. Januar 1919 und seine Vorgeschichte dar,
die den Ausgangspunkt für die Symbolisierung bilden. Danach werden die von der
Kommunistischen Partei Deutschlands geschaffenen Gedenkveranstaltungen in der
Weimarer Republik sorgfältig aufgearbeitet, an deren Ende die Gedenkstätte in
Friedrichsfelde zwischen 1933 und 1945 steht. Mit gleicher Sorgfalt werden die
eindrucksvollen organisierten Gedenkdemonstrationen in der sowjetischen
Besatzungszone und der Deutschen Demokratischen Republik am Nationalfeiertag
dargestellt, von denen im wiedervereinigten Deutschland nur noch ein schwacher
parteilicher Abglanz fortlebt.
Gestützt
wird die Untersuchung durch ein Quellen- und Literaturverzeichnis, das trotz
alphabetischer Ordnung unübersichtlicherweise die Vornamen voranstellt. In den
Anlagen werden einige Dokumente ediert und verschiedene Fotos zur
Veranschaulichungen beigefügt. Insgesamt entsteht so ein anschauliches Bild
eines parteilichen Festes an meist frostigen Wintertagen und seiner
detaillierten Gestaltung mit Aufmärschen und Propagandareden in einer
Volksdemokratie.
Innsbruck Gerhard
Köbler