Jüdische Quellen zur Reform und Akkulturation der Juden in Westfalen, bearb. v. Herzig, Arno (= Veröffentlichungen der historischen Kommission für Westfalen 45 = Quellen und Forschungen zur jüdischen Geschichte in Westfalen 1). Aschendorff, Münster 2005. 232 S.

 

Ein Ziel der historischen Kommission für Westfalen ist die umfassende Dokumentation jüdischen Lebens in ihrem Bereich. In dessen Verfolgung befasst sich der Herausgeber mit dem Aspekt der jüdischen Reform und Akkulturation in Westfalen. Beide Vorgänge sind bereits im frühen 19. Jahrhundert als Einheit verstanden und als Voraussetzung für die Entwicklung zum modernen Judentum gesehen worden.

 

In seiner Einführung geht der Herausgeber von der nach 1780 erstmals erscheinenden allgemeinen Forderung der Integration der jüdischen Minderheit in die Gesellschaft aus. Danach beleuchtet er die Rabbiner in den westfälischen Territorien des 18. Jahrhunderts, das Impulse gebende Konsistorium der Juden in Kassel, die Reformansätze in der Provinz Westfalen unter Lazar Levy Hellwitz, Joseph Abraham Friedländer und Alexander Haindorf, die nach 1815 gebildeten Reformgemeinden, das Verhältnis von Regierung und Judenheit, die 1819 einsetzenden Akkulturationsbestrebungen und die Auseinandersetzungen um die Reform. Für die Jahre nach 1850 stellt der einen weit fortgeschrittenen Zustand der Akkulturation fest, für die Jahre nach 1860 den weitgehenden Abschluss des Reformvorgangs, an dessen Ende sich das Judentum als eigene kulturelle Komponente in der Gesamtkultur fest etabliert hat.

 

Als Zeugnisse dieses Vorgangs versammelt er 78 kurze Dokumente aus den Jahren 1814 bis 1856 in chronologischer Reihenfolge. Vorgeschaltet sind jeweils knappe Angaben zum Text, ein Regest und Fundstellennachweise. Bereichert wird der interessante schmale Band durch ein Glossar und Verzeichnisse der Literatur der Personen und der Orte.

 

Innsbruck                                                                                                       Gerhard Köbler