BlickleFassbind-schwyzergeschichte20050914 Nr. 11437 ZRG GA 123 (2006) 40

 

 

Fassbind, Joseph Thomas, Schwyzer Geschichte, hg. und kommentiert v. Detting, Angela. Chronos, Zürich 2004. 1306 S.

 

Fassbinds Geschichte des „Vatterlands Schwitz“ ist zwischen 1793 und 1801 geschrieben worden, fällt also in eine Zeit, als die Eidgenossenschaft durch die Eroberung Frankreichs erschüttert und durch die Helvetische Republik grundlegend umgestaltet wurde. Die Errungenschaften der Französischen Revolution trafen in der Innerschweiz auf eine Gesellschaft, deren politische führende Repräsentanten davon überzeugt waren, mit Freiheit und Gleichheit diese Errungenschaften schon seit Jahrhundert zu besitzen. Vor diesem Hintergrund ist Fassbinds Geschichte besonders interessant, auch wenn der Autor andere Absichten hatte. In der Tat hat das Werk für die Regionalgeschichte noch heute eine gewisse Bedeutung, weil es viel Archivmaterial verarbeitet und natürlich auch für die Zeit des Ancien Régime und die Helvetik als Quelle gelten kann. Die vorliegende kritische Ausgabe des schon 1832 publizierten Werkes zeugt von geradezu bibliophiler Leidenschaft des Verlags und der Sponsoren. Die Bearbeitung von Angela Dettling legt die handschriftlichen Fassungen zugrunde, die buchstabengetreu wiedergegeben werden. Der Inhalt des Textes wird kritisch erschlossen, indem die ermittelten Vorlagen Fassbinds in Fußnoten nachgewiesen werden. Der Kommentar (1087-1202) besteht aus einer Biographie und einem Werkverzeichnis des Autors und einer Beschreibung bzw. Einordnung des Textes nach formalen und inhaltlichen Kriterien. Wie formiert und modelliert ein in seiner Gesellschaft als Priester gut verankerter Schwyzer die eigene bis ins Mittelalter zurückgeführte Geschichte? Dettling äußert sich dazu eher knapp, wenn sie die Auswertung auf einige Themen fokussiert: Freiheit, Sittenverfall, Patriotismus, Moral, Religion (1136-1145).

 

Saarbrücken                                                                                                              Peter Blickle