English Government in the Thirteenth Century, hg. v. Jobson, Adrian. Boydell & Brewer, Woodbridge/Suffolk 2004. XIII, 151 S.

 

Dieser vornehmlich verwaltungsgeschichtlich ausgerichtete Band enthält Vorträge, die am 16. März 2002 im Public Record Office (jetzt: The National Archives of the United Kingdom) im Rahmen der Tagung „The Birth of Red Tape: English Government in the Thirteenth Century“ gehalten wurden.

 

Dezidiert rechtsgeschichtlich orientiert und daher für die Leserschaft dieser Zeitschrift von besonderem Interesse ist der Beitrag Paul Brands, The Mortmain Licensing System, 1280-1307 (S. 87-96), der die Umsetzung des Statuts of Mortmain (14 November 1279) in der Rechtspraxis beleuchtet. Dem Wortlaut dieses Gesetzes, dass alle ,alienations in mortmain’ in England verbot, wurde nicht strikt gefolgt. Die Erlaubnis zur Schenkung an die ‚tote Hand’ wurde vielmehr an ein Lizenzsystem geknüpft. Diese Lizenzen erreichten 1283/84 ihre endgültige Fassung und die Wortwahl verdeutlicht, wie das Statut seit 1279 interpretiert und damit verändert worden war. Die einzelnen Stufen des Lizenzsystems werden vom Verfasser mit gewohnter Präzision erläutet, und abschließend wird erklärt, warum das Statut so und nicht anders formuliert worden war: Das strikte Verbot aller ,alienations in mortmain’ im Statut war gerade die Voraussetzung für die Schaffung eines Lizenzsystems, dass nicht nur flexibel war, sondern dem Herrscher auch einen Ermessensspielraum beließ.

 

Das Ineinandergreifen von königlicher und (delegierter) lokaler Jurisdiktion steht im Mittelpunkt des Beitrags Anthony Mussons (The Local Administration of Justice: A Reappraisal of the ,Four Knights’ System, S. 97-110), der sich auf die Possessory Assizes und die Gaol Deliveries konzentriert. Louise J. Wilkinson (Women as Sheriffs in Early Thirteenth Century England, S. 111-124) betrachtet dagegen einen kleinen, eher ungewöhnlichen Ausschnitt des Verwaltungspersonals mit (auch) juristischen Aufgaben, nämlich die Ernennung von zwei Witwen (Nicholaa de la Haye und Ela Longespée) zu Sheriffs in Lincolnshire bzw. Wiltshire im frühen 13. Jahrhundert.

 

Drei weitere Beiträge befassen sich mit den Akten der königlichen Kanzlei und der zentralen Finanzbehörde und ihrer Archivierung. Nicholas Vincent, Why 1199? Bureaucracy and Enrolment under John and his Contemporaries, S. 17-48) kontrastiert die Entwicklung des 12. mit der des 13. Jahrhunderts und zieht Vergleiche zu den Kapetingern, während David Carpenter (The English Royal Chancery in the Thirteenth Century, S. 49-69) sich auf die Veränderungen in der Kanzlei im 13. Jahrhundert konzentriert und Nick Barrat (Finance on a Shoestring: The Exchequer in the Thirteenth Century, S. 71-86) die Entwicklungen im Exchequer während dieser Zeit beleuchtet.

 

Der Beitrag David Crooks (King and Lord: The Monarch and his Demesne Tenants in Central Nottinghamshire, 1163-1363, S. 125-139) sprengt den zeitlichen Rahmen. Der Verfasser untersucht die Rolle des Königs als Grundherr (manorial lord) in Nottinghamshire und beleuchtet die Spannungen, die durch die Doppelfunktion der Krone als Monarch und Landbesitzer entstanden, über einen Zeitraum von 200 Jahren.

 

Der Band, der durch einen Index erschlossen ist, wird durch die lesenswerte Einleitung Adrian Jobsons abgerundet (S. 1-15), der einen guten Überblick über den Forschungsstand der in den Aufsätzen aufgegriffenen Thematik gibt.

 

London                                                                                                                      Susanne Jenks