Von der Donau an die Isar. Vorlesungen zur Geschichte der Ludwig-Maximilians-Universität 1800-1826 in Landshut, hg. v. Boehm, Laetitia/Tausche, Gerhard (Ludovico Maximilianea, Forschungen 20). Duncker & Humblot, Berlin 2003. 408 S. Abb.
Am 8. April 1802 erfolgte die landesherrliche Permanenzerklärung mit Namengebung für die ab 1459 vorbereitete und 1472 in Ingolstadt von Herzog Ludwig dem Reichen von Niederbayern gegründete Universität Ingolstadt an der Donau nach ihrer 1800 kriegs- und reformbedingt erfolgten Verlegung nach Landshut an der Isar. Die Herausgeber nahmen die zweihundertste Wiederkehr dieses Tages zum Anlass, der sechsundzwanzigjährigen Experimentierphase zwischen Aufklärung und Neuhumanismus zu gedenken. Zur bleibenden Erinnerung legen sie mit geringer Verspätung sechs Landshuter Vorträge des Jahres 2000 mit verschiedenen Ergänzungen in einem Sammelband vor.
Nach einem Geleitwort Laetitia Boehms fragt Hans-Michael Körner in Anlehnung an Friedrich Schiller dabei einführend Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universitätsgeschichte? Gerhard Tausche bietet unter dem Titel Die Ludwig-Maximilians-Universität in Landshut (1800-1826) Aspekte zu Stadt und Studenten zwischen Krieg und Wissenschaft. Faschings-Schlittaden der Landshuter Studenten im 18. Jahrhundert schildert Dietz-Rüdiger Moser, Kurprinz Ludwig in Landshut (1803) Hans-Michael Körner.
Mit der theologischen Fakultät befasst sich Manfred Heim (Ende der Bavaria Sancta? Umbruchszeit für Kirche und Theologie in Landshut). Die überregionale Bedeutung der Vertreter der Landshuter Jurisprudenz schildert anschaulich bebildert Hans-Georg Hermann und kann dabei besonders auf Gönner (1801-1812), Feuerbach (1. Oktober 1803-Herbst 1805), Savigny (13. Mai 1808-2. Mai 1810), Hufeland (1807-1808), Unterholzner (1810-1811) und Mittermaier (1810-1819) und ihre meist außerhalb Landshuts erbrachten bedeutenden Leistungen verweisen, dokumentiert aber auch übersichtlich die Lehrtätigkeiten Stürzers, Semers, Feßmaiers, Moshammers, Michls, Krülls, Frohns, Reiners, Hellersbergs, Henkes, Siebenkees’, Andres’, Wening-Ingenheims, Bayers, Aschenbrenners, Oberndorfers, Dreschs und Schmidtleins. Die akademische Medizin zwischen aufgeklärter Empirie und romantischer Naturphilosophie behandelt Christa Habich. Das Institut der bildenden Künste stellt Robert Stalla vor. Zum Abschluss zieht weit ausholend Laetitia Boehm eine umfassende, eindrucksvolle Bilanz (Ein Generalstudium des Alten Reichs auf dem Weg in den neubayerischen Staat. Zeitgenössische und forscherliche Wahrnehmung der Ludwig-Maximilians-Universität in Landshut) eines kurzen Zwischenspiels.
Ein Personenregister erschließt den vielseitigen, anregenden Band. Er zeigt die Berechtigung der Selbstvergewisserung der Universitäten auch am Beispiel einer Wanderuniversität eindrucksvoll. Im Ergebnis ist wohl der Wechsel von der Donau an die Isar der seitdem auch nach Maximilian IV. Joseph benannten Universität nicht zum Nachteil ausgeschlagen.
Innsbruck Gerhard Köbler