Viatori per urbes castraque. Festschrift für Herwig Ebner zum 75. Geburtstag, hg. v. Bräuer, Helmut/Jaritz, Gerhard/Sonnleitner, Käthe (= Schriftenreihe des Instituts für Geschichte 14). Selbstverlag des Instituts für Geschichte der Karl-Franzens-Universität Graz, Graz 2003. 746 S.

 

Festschriften haben, von Ausnahmen abgesehen, zumindest zwei Seiten: Sie bringen eine Vielzahl sachkundiger Autoren zusammen, deren Beiträge zur Lektüre verlocken, wobei – die andere Seite – eben diese Beiträge ein breites, oft disparates Themenfeld abdecken und nicht selten sehr detaillierten Fragen nachgehen. Die vorliegende, umfangreiche Festschrift mit nicht weniger als 40 Beiträgen für den Grazer Mediävisten Herwig Ebner versteht es, zwischen diesen beiden Seiten einen guten Mittelweg zu finden. Ihr Spektrum reicht vor allem zeitlich weit, wobei es sich auf das späte Mittelalter und den Beginn der frühen Neuzeit (16. Jahrhundert) konzentriert, und örtlich spannt sich der Bogen über die Mitte Europas mit einem Schwerpunkt in den heute zu Österreich zählenden Ländern. Auch sachlich werden sehr verschiedene Themen angesprochen, doch kreisen diese, dem programmatischen Titel folgend, meist um Fragen der Stadtgeschichte und, weniger betont, der Sitze des Adels auf den Burgen. Vor allem dem Stadthistoriker hat der Band also viel zu sagen, wobei es ungerecht wäre, aus der Vielzahl der durchgehend niveauvollen und sachlich ergiebigen Beiträge im begrenzten Rahmen dieser Anzeige einzelne herauszugreifen.

 

Die Autoren stammen ganz überwiegend aus dem deutschsprachigen Raum. Unter ihnen überwiegen Österreicher und unter diesen solche aus Graz, der Heimatuniversität Ebners. Deutschland ist vorzugsweise mit Beiträgern aus den sog. neuen Ländern und aus Berlin vertreten, verständlich, wenn man bedenkt, dass der Brückenschlag von Österreich in die DDR seit dem Ende der 1970er Jahre leichter war als von der alten Bundesrepublik aus: Der Beitrag von Evamaria Engel bietet hier aufschlußreiche Informationen. Unabhängig davon wird der kritische Leser die Namen einiger bekannter Stadthistoriker vermissen. Wer aber weiß, von welchen Einflüssen und Zufällen die Zusammensetzung des Verfasserkreises einer Festschrift abhängt, wird sich darüber nicht wundern. Vielleicht hätte hier die (fehlende) Tabula gratulatoria einiges auffangen können.

 

Herwig Ebner ist in Forschung und Lehre als markante, nicht selten auch eigenwillige Persönlichkeit hervorgetreten und hat dabei an sich selbst und an seine Studenten hohe Anforderungen gestellt, wie die knappe, aber treffende und warmherzige Widmung der Herausgeber deutlich macht. Mir scheint, diese in manchen Punkten sehr persönlich gehaltene Festschrift wird ihm und seinem umfangreichen Werk gut gerecht.

 

Göttingen                                                                                           Karl Heinrich Kaufhold