Spáčilová, Libuče/Spáčil, Vladimír, Památná kniha olomoucká (kodex Václava z Jihlavy) z let 1430-1492, 1528. Úvod - Jazykovýrozbor německých textů – Edice – Rejstřky. Univerzita Palackého v Olomouci, Olomouc/Olmütz 2004. 611 S., 15 Abb.

 

1993 edierte Vladimír Spáčil das älteste erhaltene, vom Schreiber Johann angelegte Stadtbuch (liber actuum nobilium) der Stadt Olmütz in Mähren, das 1343 begonnen worden war und mit Einträgen von 1420 endet. Die Edition enthielt außer dem ungekürzten Text (betreffend Missetaten und ihre Folgen, Verabredungen, Versöhnungen, Darlehen, Kaufgeschäfte, Vermächtnisse usw.) von 724 Stücken auch die Übertragung der zu 98 Prozent (mittel)lateinischen und zu 2 Prozent spätmittelhochdeutschen bzw. frühneuhochdeutschen Teile ins Tschechische. Damit war das siebtälteste Stadtbuch der böhmischen Länder breiteren Kreisen zugänglich gemacht.

 

Hieran schließt die vorliegende Edition zeitlich an. Sie betrifft den in vier Bücher (libri) und danach in Kapitel (distincciones) gegliederten, einem weiteren Stadtbuch Olmützs von 1424 folgenden Kodex Wenzels von Iglau (1447 magnus liber civitatis, 1448 verus liber civitatis, daneben liber, puch, unser statpuch). Er reicht von 1430 bis 1492 bzw. 1528.

 

Er umfasst außer zwei Einführungsblättern in 27 Lagen 278 nachträglich nummerierte Blätter von 37,5 x 27 cm Größe. Sie sind zweispaltig beschrieben. Allerdings sind 94 Blätter ganz leer geblieben.

 

Die Eintragungen stammen von sechs Stadtschreibern. Den Beginn macht der im Band portraitierte, 1398 oder 1399 vielleicht in Iglau geborene, 1423 nach einem nicht abgeschlossenen Studium in Wien als Stadtschreiber in Olmütz antretende, 1442 nach Brünn abgewanderte Wenzel von Iglau. Ihm folgen 1442 Johann Sternberger aus Troppau, 1446 August Schönfeld, 1457 Johann von Černotín (bis 1479) und mit vereinzelten Einträgen Paul Rothensel (1482, 1488, 1492) und (Protonotar) Wolfgang Endlich (1528).

 

Die Herausgeber gehen davon aus, dass alle sechs Schreiber Latein, Deutsch und Tschechisch beherrschten. Bei der Aufzeichnung der insgesamt 896 Eintragungen überwiegt das Deutsche mit 58 Prozent das Lateinische (41 Prozent). Tschechisch wird nur in neun Stücken benützt.

 

Auf dieser Grundlage widmen sich die Herausgeber vertieft den in den Texten fassbaren Einzelheiten der deutschen Sprachentwicklung. Dabei setzen sie sich die Charakterisierung des Sprachgebrauchs in der Olmützer Stadtkanzlei und die Beschreibung dialektaler Erscheinungen zum Ziel. Dabei können sie insbesondere zeigen, wie sehr die örtliche Herkunft der einzelnen Schreiber ihre Sprache dauerhaft beeinflusste.

Die vorbildliche Edition des eindrucksvoll gestalteten Bandes wird in tschechischer Sprache ausführlich eingeleitet. Deutsche Zusammenfassungen machen die wesentlichen Inhalte auch dem deutschen Leser verständlich. Ein Namensregister und ein Sachregister erschließen ihn vornehmlich vom Tschechischen her. Gelungene Faksimiles besonders kennzeichnender Seiten runden die Europas Vergangenheit wie Gegenwart nachdrücklich dokumentierende Leistung vorzüglich ab.

 

Innsbruck                                                                                                       Gerhard Köbler