Graevenitz, Christel Maria von, Die Landfriedenspolitik Rudolfs von Habsburg (1273-1291) am Niederrhein und in Westfalen (= Rheinisches Archiv 146). Böhlau, Köln 2003. 334 S.
Die Arbeit
ist die zunächst von Georg Droege unterstützte, nach seinem Tod von Wilhelm
Janssen und Arno Buschmann betreute Dissertation der Verfasserin. Sie versucht
die Überprüfung herkömmlicher Ansichten an Hand der Quellen. Im besonderen Fall
geht es ihr um den Einfluss König Rudolfs von Habsburg auf den
niederrheinisch-westfälischen Raum.
Ihre
Untersuchung gliedert sie in eine Einführung, drei Sachkapitel und eine
Zusammenfassung. In der Einführung stellt sie dar, dass nach den vorliegenden
Arbeiten zu ihrem Thema der Landfriedenspolitik Rudolfs von Habsburg am
Niederrhein und in Westfalen kein längerfristiger Erfolg beschieden gewesen
sein soll. Die Landfriedenseinungen am Niederrhein und in Westfalen seien eine
Usurpation von Reichsrechten durch die Territorialgewalten.
Im ersten
Kapitel befasst sie sich knapp mit den Vorläufern der Landfriedensordnung
Rudolfs von Habsburg. Als solchen behandelt sie zunächst den Mainzer
Reichslandfrieden von 1235. Danach wendet sie sich dem Rheinischen Bund zu.
Vertieft
widmet sie sich im zweiten Kapitel der Landfriedenspolitik Rudolfs von Habsburg
selbst. Ausgehend von den allgemeinen geistigen und rechtlichen Grundlagen
schildert sie die niederrheinischen Landfrieden von 1275 und 1279, den
rheinischen Provinziallandfrieden von 1281 mit dem Rechtsspruch zum lantvride, das Landvogteiwesen am
Niederrhein und in Westfalen und die königliche Politik in Westfalen, wobei sie
zusammenfassend feststellt, dass die verwaltungsmäßige Gliederung des Reiches
in königliche Herrschaftsbezirke (Friedensbezirke) auch ihren Untersuchungsraum
erfasst hat.
Das dritte
Kapitel hat den Reichslandfrieden von 1287 und seine Auswirkungen zum
Gegenstand. Nach ausführlicher Analyse betrachtet sie die Anwendung und
Wirkung. Die Schlacht von Worringen bezieht sie als Teil einer
Landfriedensexekution ein.
Im Ergebnis
bewertet sie Rudolf von Habsburg neu. Ihr zufolge hat er sein am Wahltag
gegebenes Friedensversprechen auch im Rheinland schon rasch zu verwirklichen
versucht. Ein wichtiges Hilfsmittel waren die zwischen 1279 und 1282
eingesetzten Landvögte, bedeutendster Gegenspieler der bei Worringen 1288
geschlagene Erzbischof von Köln.
In der Folge
führt die durch Literaturverzeichnis, Namensregister und Sachregister angenehm
abgerundete Arbeit auch die frühneuzeitliche Kreisverfassung über die
regionalen Landfriedenseinungen auf die Provinziallandfriedensordnung Rudolfs
von Habsburg zurück. Inhaltlich ordnet sie dem Gerichtssystem besonderes
Gewicht zu. Dessen Bedeutung für die Verfassung des Reiches bedarf aber auch nach
ihrer Ansicht weiterer Forschung.
Innsbruck Gerhard
Köbler