Die Mainzer Voruntersuchungsakten gegen die Schinderhannes-Bande, bearb. v. Fleck, Udo. Elektronisches Buch auf CD-ROM. Kliomedia GmbH, Trier 2004. 3772 S.

 

Mehr als 200 Straftaten verübten Schinderhannes und seine 67 Komplizen hauptsächlich auf dem Hunsrück in nur sechs Jahren. Kein Wunder also, dass sich umfangreichstes Archivmaterial über die Räuberbande findet, dessen Edition schon lange wünschenswert war und nun auf CD-ROM (als PDF-Datei) realisiert wurde. Die so genannten Mainzer Voruntersuchungsakten wurden für den Prozess vom 24 Oktober 1803 gedruckt. Sie enthalten in vier Bänden 3461 Dokumente. Zwei vollständige Exemplare sind in Paris und Trier erhalten. Die Mainzer Voruntersuchungsakten sind eine Sammlung unterschiedlicher Quellengruppen: Ermittlungsakten mit Aussagen der Opfer, Täter und Zeugen, Berichte der Behörden über Verfolgungsmaßnahmen, Beutelisten, Obduktionsberichte, Leumundszeugnisse, Signalements, Kompetenzurteil, Anklageschrift und Endurteil, teils in französischer Sprache und teils in deutscher Übersetzung. Für die Veröffentlichung wurden – soweit vorhanden – die deutschen Fassungen ausgewählt. Einleitend gibt Udo Fleck zunächst einen kurzen Abriss über das Leben von Johannes Bückler, einen Überblick über den Stand der Schinderhannes-Forschung und quellenkritische Erläuterungen zur Edition. Es folgt der Abdruck von 2792 Dokumenten.

 

Interessante Details liefern hauptsächlich die Ermittlungsakten, so z. B., dass der Vater des Schinderhannes zusammen mit seiner Frau nicht mehr als eine Kiste voller Habe besaß; den Flachs für seine sieben Hemden hatte er selbst teilweise angebaut, seine Frau hatte das Garn für den Stoff daraus gesponnen. Eine Komplizenschaft mit seinem Sohn leugnete er auch während der Gegenüberstellung mit Zeugen, die das Gegenteil aussagten, hartnäckig. Kulturgeschichtlich interessierende Einzelheiten finden sich in der Beschreibung der untersuchten Tatorte. Natürlich enthalten die Akten Aufstellungen der Waren der beraubten Händler.

 

So wird – entsprechend der Intention des Bearbeiters – durch die Veröffentlichung dieser wertvollen Quelle sicherlich noch manche  Untersuchung angeregt werden.

 

Anschau                                                                                                                    Eva Lacour