Das Urbar des Heilig-Geist-Spitals zu Bozen von 1420, bearb. v. Schneider, Walter (= Veröffentlichungen des Südtiroler Landesarchivs 17). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 2003. LVI, 192 S.
Der Bearbeiter, der zu seiner Ausgabe durch Hannes Obermair vom Stadtarchiv Bozen angeregt wurde, beschreibt in seiner ausführlichen, sachkundigen Einleitung zunächst die Geschichte des nach einem 1202 dem Deutschen Orden übertragenen Hospital St. Johannes Evangelist an der Eisackbrücke und nach einem 1242 erstmals erwähnten Siechenhaus 1271 durch die comunitas burgensium bzw. die Heilig-Geist-Bruderschaft auf einem von Ellisa, der Ehefrau des Metzgermeisters Friedrich, gegebenen Grundstück außerhalb der Stadtmauern gegründeten Hospitals. Im Mai 1309 werden erstmals Spitalverweser erwähnt. Um 1420 ist das Spital eine gesicherte städtische Einrichtung, die mit vielen Bewohnern in Beziehungen steht.
Neben der Marienpfarrkirche dürfte es der größte Grundherr im Bozener Becken gewesen sein. In Bozen selbst war es der größte Grundeigentümer. Wie es dazu gekommen ist, zeichnet der Bearbeiter anschließend an Hand der noch greifbaren Quellen nach und stellt dabei fest, dass sich Urkunden und Urbar meist, aber nicht vollständig decken.
Im Anschluss hieran listet er die danach folgende Entwicklung in den wichtigsten Schritten stichwortartig auf. Dabei zeigt sich, dass die Grundherrschaft des Spitals im Kern bis ins 18. Jahrhundert stabil bleibt. Vom ursprünglichen mittelalterlichen Gebäudekomplex sind nach einem Umzug von 1859 in die jetzige Sernesistraße allerdings nur noch ältere Kellergewölbe erhalten.
Nach der Darstellung des Personals (Spitalmeister, Spitalverweser, Spitalschreiber) wendet der Bearbeiter sich kurz der Stadt Bozen um 1420 und ihrem territorialen Gefüge zu. Danach beschreibt er das von Johannes Braun 1420 verfasste, durch mehrere Schreiber aufgezeichnete Urbar. Die genaue kodikologische Beschreibung der 68 Blätter umfassenden Handschrift verdankt er dabei Gustav Pfeifer vom Südtiroler Landesarchiv.
Seine wirtschaftliche Auswertung erweist es (mit 85 Häusern, 73 Höfen und 174 Weingärten) als eine erstrangige Quelle für die Wirtschaftsgeschichte des Bozener Raumes im Spätmittelalter. Die Edition folgt abgesehen von Einzelheiten buchstabengetreu der Handschrift, nummeriert sie aber detailliert durch. Ausführliche Literaturangaben, umfängliche Register und übersichtliche Karten runden die wertvolle Edition erfreulich ab.
Innsbruck Gerhard
Köbler