Brooks, C. W., Pettyfoggers and Vipers of the Commonwealth. The ,Lower Branch’ of the Legal Profession in Early Modern England (= Cambridge Studies in English Legal History). Cambridge University Press, Cambridge 2004. XIII, 396 S.
Es kommt nur selten vor, dass eine Dissertation nach Jahren in unveränderter Form als Paperback neu aufgelegt wird. Doch genau dies ist mit der 1986 erschienenen Doktorarbeit von Brooks geschehen, und nicht zu Unrecht, denn die Studie zählt nach wie vor zu den Standardwerken der englischen Rechtsgeschichte.
Im Mittelpunkt stehen die in London im Court of King´s Bench und im Court of Common Pleas arbeitenden Juristen (attorneys/solicitors), die serjeants-at law, apprentices, Gerichtsschreiber (filazers/prothonotaries) und andere Gerichtsangehörige, sowie die in der Provinz (insbesondere Warwickshire, Hertfordshire und Devonshire) tätigen Juristen. Es wird nicht nur der Berufsstand analysiert (Anzahl, Ausbildung und Organization der Juristen, Art und Qualität ihrer Dienste), sondern auch Sozialgeschichte betrieben (Herkunft, soziale Mobilität), weil die Einbindung in das politische und gesellschaftliche Leben eingehend untersucht wird.
Die ,lower branch’ war in der untersuchten Zeit
bedeutenden Veränderungen unterworfen. Die Zunahme der Streitfälle zwischen
1550 und 1640 in den Gerichten in Westminster, die nicht nur im
demographischen, sozialen und wirtschaftlichen Wandel der Zeit begründet lag,
sondern auch mit der wachsenden Attraktivität (insbesondere bei Schuldklagen) und
Zugänglichkeit der Zentralgerichte für alle Bevölkerungsschichten zusammenhing
(70% der Streitparteien waren yeomen, husbandmen, Handwerker und Kaufleute), bewirkte
eine Zunahme der Anwälte in London und eine Abnahme der „amateur lawyers“ in
den Provinzen. Es wurden verschiedene Versuche unternommen, die Anzahl der
Juristen zu beschränken und Qualitätsstandards zu entwickeln, was zu einer gewissen
Konsolidierung der ,lower branch’ führte. Die Arbeit als Jurist führte allerdings nicht zwangsläufig zum sozialen
Aufstieg, denn „a legal career did not in the vast majority of cases
significantly broaden their social horizons so much as provide an opportunity
to stay within the same broad, middle rank of English society into which they
were born“ (S. 275).
Obwohl seit 1986 erschienene Literatur in dieser unveränderten Neuauflage selbstverständlich keine Berücksichtigung finden konnte, beeinträchtigt dies das Buch nur marginal. Es ist nach wie vor ein kompaktes, kenntnisreiches Werk über einen bis dahin vernachlässigten Zweig der englischen Juristen.
London Susanne Jenks