Auswärtige Politik und internationale
Beziehungen im Mittelalter (13.–16. Jahrhundert), hg. v. Berg,
Dieter/Kintzinger, Martin/Monnet, Pierre (= Europa in der Geschichte 6).
Winkler, Bochum 2002. 438 S.
Der vorliegende Band vereint die
Vorträge einer deutsch-französischen Tagung (Berlin, 11.-13. März 1999), die sich
dem Themenkomplex „Auswärtige Politik und internationale Beziehungen im Mittelalter
(13.-16. Jahrhundert)“ widmete. Der Bogen wird dabei weit gespannt,
chronologisch wie geographisch: Von der skandinavischen, italischen und
iberischen Halbinsel über die Britischen Inseln, Frankreich und das Reich,
Burgund und „Niederlande“ zur „Landes“geschichte auf der geographischen, vom
früheren Mittelalter bis in das 16. Jahrhundert auf der chronologischen Seite.
Omnipräsent, aber leider ohne eigene Darstellung, ist das Papsttum.
Der Band faßt auf hohem Niveau den
bisherigen Forschungsstand zusammen und legt die Grundlage für neue Forschungen.
Als Einführung in die Fragestellung
sind die Beiträge von Dieter Berg (S. 11-14), Martin Kintzinger (S. 15-19),
Pierre Monnet (S. 21-22) und Françoise Autrand (S. 23-29) zu verstehen. Peter
Moraw behandelt „Rahmenbedingungen und Wandlungen auswärtiger Politik vorwiegend
im deutschen Spätmittelalter“ (S. 31-45), während Sabine Wefers die Theorie zur
auswärtigen Politik (S. 359-370) untersucht. Moraw hebt in seinem Beitrag ein
nicht zu vernachlässigendes Grundproblem hervor, nämlich „daß von einem noch
recht wenig staatlich geprägten Zeitalter die Rede ist“ (S. 45). Auch der
Umstand, daß ähnlich wie in ganz Europa auch innerhalb des Reichs der Westen
und Süden gegenüber dem Norden und Osten höher entwickelt war (vgl. S. 36/37),
wird durch den Band wieder einmal eindrucksvoll in Erinnerung gerufen. Wolfgang
Georgi hat eine komplexe Darstellung von „intra
und extra. Überlegungen zu den
Grundlagen auswärtiger Beziehungen im früheren Mittelalter: Wahrnehmung,
Kommunikation und Handeln“ (S. 47-86) vorgelegt. Die darauf folgenden Beiträge
sind speziellerer Natur. Zunächst sind die „ländervergleichenden“ Studien
abgedruckt. Klaus van Eickels beispielsweise stellt die anglo-französischen
Beziehungen sowie deren Wahrnehmung dar (Vom freundschaftlichen Konsens zum
lehenrechtlichen Konflikt. Die englisch-französischen Beziehungen und ihre
Wahrnehmung im Wandel an der Wende vom Hoch- zum Spätmittelalter, S. 87-111). An
weiteren Beiträgen sollen hier vor allem diejenigen von Martin Kintzinger (Kaiser
und König. Das römisch-deutsche Reich und Frankreich im Spätmittelalter, S. 113-136),
Arnd Reitemeier (Grundprobleme der deutsch-englischen Beziehungen im
Spätmittelalter S. 137-150), Bertrand Schnerb (Les ambassadeurs bourguignons
sous le principat de Philippe le Bon, S. 223-213), Petra Ehm (,... und begeret
ein kunig zu werden’. Beobachtungen zu einem Herrschertreffen: Friedrich III. und
Karl der Kühne in Trier 1473 S. 233-257), Françoise Autrand (Jean de Berry, un
diplomate de carrière, S. 259-269] und Nikolaus Jaspert (Wort, Schrift und Bild
im Dienste der Außenbeziehungen. Die Anjou in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts,
S. 271-313) genannt werden. Im letzten Beitrag untersucht Ralf Mitsch die „Bündnispolitik
Kaiser Ludwigs des Bayern 1337/38 bis 1341 in der Sicht ausgewählter
Geschichtsschreiber. Zeitgenössische Wahrnehmungen ,außenpolitischen’ Handelns
eines römisch-deutschen Herrschers des späten Mittelalters“ (S. 371-413).
Beschlossen wird dieser sehr
gehaltvolle Band durch Personen- und Ortsregister.
Heidelberg Klaus-Frédéric
Johannes