Peter Segl führt in seinem Beitrag Einrichtung und
Wirkungsweise der inquisitio haereticae
pravitatis im mittelalterlichen Europa in die Thematik ein und weist dabei
nachdrücklich darauf hin, dass ein Amt zur Bekämpfung von Dissidenten erst am
21. Juli 1542 in einem für die gesamte Christenheit zuständigen obersten
päpstlichen Inquisitionstribunal in Rom errichtet wurde. Die Sache Inquisition
ist freilich deutlich älter (officium
inquisitionis 1234, negotium
inquisitionis 1235). Innerhalb ihres wohl mehr als ein halbes Jahrhundert
währenden Entstehungsvorgangs (1184-1252) wird dabei dem Jahr 1231 einleuchtend
insofern eine besondere Stellung zugewiesen, als sich in ihm erstmals mit vom
Papst delegierter Gerichtsgewalt ausgestattete inquisitores haereticae pravitatis sichern lassen.
Die Grundlage des prozessualen Vorgehens gegen
Ketzer bildet dabei das wohl von Papst Innozenz III. zuu Beginn des 13. Jahrhunderts
in das kirchliche Prozesswesen eingeführte Verfahren per inquisitionem gegen pflichtvergessene Geistliche. Es ersetzt
die Akkusation seitens eines Dritten durch das (disziplinarische) Vorgehen von Amts wegen. Friedrich II. und die oberitalienischen Kommunen
folgen dem rasch und wohl Konrad von Marburg (1231-1233) praktiziert als erster
die zusätzlich durch die bestätigenden Beweise und summarische Formen
gekennzeichnete Ketzerinquisition.
Entsprechend der Konzentration des Symposiums auf
die frühen Ansätze spannt Winfried Trusen den Bogen von den Anfängen des
Inquisitionsprozesses zum Verfahren bei der inquisitio
haereticae pravitatis. Lothar Kolmer befasst sich mit den Anfängen der
Inquisition in Frankreich. Helmut G. Walther untersucht Ziele und Mittel
päpstlicher Ketzerpolitik in der Lombardei und im Kirchenstaat 1184-1252.
Dietrich Kurze behandelt die Anfänge der Inquisition in Deutschland, Ludwig
Vones (Krone und Inquisition) in den Ländern der Krone Aragón. Alexander
Patschovsky referiert über die politische Bedeutung von Häresie und
Häresieverfolgung im mittelalterlichen Böhmen. Hans-Eberhard Hilpert befasst
sich in seinem letzten, ihm vor seinem frühen Tod möglichen Beitrag mit der
Frage, ob das regnum Angliae wegen
der dort verpäteten Ankunft der Inquisition (im 15. Jahrhundert) eine Insel der
Gläubigen gewesen sei. Am Ende stellt Ulrich Berner Toleranz und Intoleranz in
den nichtchristlichen Religionen gegenüber und vermutet Bernhard
Schimmelpfennig die christliche Inquisition als Vorläuferin des modernen
Totalitarismus. Statt eines wünschbaren ausführlichen Registers bietet Amalie
Fößel einen klaren und knappen Bericht über die lebhafte und ertragreiche Diskussion
aller anregenden, viele neue Ergebnisse zu den Anfängen der Inquisition im Mittelalter
vorlegenden Vorträge.
Innsbruck Gerhard
Köbler