Archiv der Bergenfahrerkompagnie zu Lübeck und des Hansischen Kontors zu Bergen in Norwegen von (1278) bzw. 1314 bis 1853, bearb. v. Asmussen, Georg/Simon, Ulrich/Wiehmann, Otto (= Archiv der Hansestadt Lübeck, Findbücher 9). Schmidt-Römhild, Lübeck 2002. 424 S.
Findbuchveröffentlichungen zu Beständen des Archivs der Hansestadt Lübeck haben Antjekathrin Graßmann bereits 1981 für das Polizeiamt Lübeck (1851-1937) und Hans-Konrad Stein-Stegemann 1987 für die Reichskammergerichtsakten vorgelegt. 1996 hat das Archiv eine eigene Buchreihe für Findbücher eröffnet, in der in rascher Folge acht Bände vorgelegt wurden. Dem folgt nun die Erschließung des Archivs der Bergenfahrerkompagnie zu Lübeck und des Hansischen Kontors zu Bergen in Norwegen von 1278 bis 1853, dessen Umfang mit 15,6 Metern bemessen wird.
Nach der kurzen Beschreibung des fatum libelli durch Antjekathrin Graßmann führt der durch Ulrich Simon und Otto Wiehmann unterstützte Bearbeiter in sein Werk ein. Überzeugend erschließt er aus spätmittelalterlichen Hinweisen, dass die Vereinigung der Lübecker Kaufleute, die über Bergen Handel mit Norwegen trieben, im Jahr 1380 oder kurz davor gegründet worden ist. Bereits 1248 hatte allerdings König Hakon Hakonson die Stadt um Getreide, Mehl und Malz für seine Leute gebeten und schon 1278 hatte König Magnus die Lübecker Kaufleute privilegiert.
Bestand hatte die von Älterleuten geführte Kompagnie bis 1853. In diesem Jahr trat die Kaufmannschaft an ihre Stelle. Durch Vertrag vom 28. Februar 1854 übernahm sie das Vermögen der Bergenfahrer.
Das Kontor in Bergen wurde wahrscheinlich kurz nach dem 9. September 1343 gegründet. Da den deutschen Kaufleuten der Handel nördlich von Bergen seit 1294 untersagt war, bot sich der Handel über Bergen an. Zahlreiche Schriftstücke belegen freilich, dass gegen das Handelsverbot vielfach verstoßen wurde.
Entstanden ist der Archivsbestand am Kontor in Bergen und bei der Kompagnie in Lübeck. Im Zusammenhang mit der Auflösung des Kontors wurde der Bergener Bestand nach Lübeck überführt. Aus diesem Vorgang dürfte das Kontorinventar von 1763 stammen.
Nach ungenügenden Ordnungsarbeiten des 19. Jahrhunderts wurde der Bestand 1942 nach Bernburg in Sachsen-Anhalt ausgelagert. 1946 wurde er in die Sowjetunion verbracht. Erst 1987 kam er unter verhältnismäßig geringen Verlusten wieder zurück.
Danach konnte an eine moderne Neuerschließung gedacht werden. Sie stand vor besonderen Schwierigkeiten, die der Bearbeiter anschaulich schildert. Umso mehr ist ihm und den anderen Mitarbeitern dafür zu danken, dass sie mit Unterstützung der Volkswagenstiftung einen bedeutenden Quellenbestand für die mittelalterliche und frühneuzeitliche Geschichte Lübecks und Nordeuropas, klassifiziert in acht Abteilungen (Bergenfahrer in Lübeck, Kontor in Bergen, Privilegien, Erlasse, Verordnungen, Befehle und Verträge, Verhandlungen und Beziehungen, Rezesse, Streitfälle, Schadensfälle durch Seeraub und Strandungen sowie bürgerschaftliche Aufgaben) und gegliedert in 3058 Einzelbetreffen, der Wissenschaft leichter zugänglich gemacht und auch durch einen Index der Orte, Personen und Sachen erschlossen hat.
Innsbruck Gerhard Köbler