Scharf, Rainer,
Staatsdiener auf Außenposten. Die höheren Beamten der inneren Verwaltung in der
bayerischen Pfalz 1870-1918 (= Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte
129). Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 2001. XLI, 549 S.
Die Arbeit ist eine von Wilhelm Volkert betreute, 1997 von der philosophischen Fakultät III in Regensburg angenommene verwaltungsgeschichtliche Dissertation. Sie gliedert sich in sieben Kapitel. Nach einer kurzen Einleitung werden zunächst die kollektivbiographischen Voraussetzungen behandelt (Herkunft, Konfession, Studium, Heirat). Danach werden unter dem organisatorischen Aspekt Kreisregierung und Bezirksämter dargestellt. Daraufhin wendet sich der Verfasser den Laufbahnfragen zu und erörtert nach einem allgemeinen Überblick über die Entwicklung des bayerischen Staatsdienerrechts Vorbildung, Laufbahnetappen und Tätigkeit bis zur Versetzung in den Ruhestand. Den Besonderheiten des 1816 erworbenen linksrheinischen Bayern mit dem zugehörigen, als wenig erstrebenswert angesehenen Beamtentransfer über den Rhein widmet sich der vierte Abschnitt. Wirtschaftliche und gesellschaftliche Stellung der höheren Beamten werden besonders am Beispiel des Bezirksamtmanns Siebert von Neustadt veranschaulicht. Von hier aus wird die Untersuchung noch konkreter und befasst sich einerseits mit der durch unzuträgliches Klima, veraltetete Amtsgebäude und hohe Lebenshaltungskosten belasteten Regierungshauptstadt Speyer und andererseits mit speziellen Kurzbiographien, die die Regierungspräsidenten Pfeufer, Braun, von Auer, von Welser, Neuffer und Winterstein, die Regierungsdirektoren der Kammer des Innern DeLamotte, von Hilger, Fugger von Kirchberg und Weißenhorn, Wand, von Kobell, Hübsch, von Andrian-Werburg, Conrad, Schmidt, von Chlingensperg auf Berg, die Regierungsdirektoren der Kammern der Finanzen Gebhard und Ulmer sowie die Regierungsdirektoren der Kammer der Forsten Ritter und Wappes betreffen. Insgesamt sieht der Verfasser am Ende ihrer Einzelbetrachtungen die bayerische Verwaltung der Pfalz der untersuchten Zeit mit Ausnahme des noch nicht vollständigen Übergangs von der Kollegialorganisation zur Monokratie auf einem Höchststand der Entwicklung der rationalen Bürokratie.
Abgerundet wird die überzeugende, durch zahlreiche Tabellen veranschaulichte Leistung durch zwei Karten, ein Verzeichnis der höheren Beamten der inneren Verwaltung der Pfalz von 1870 bis 1918 (1-55 Bezirksamtmänner, 56-172 Regierungsräte, 173-190 Regierungsdirektoren und 192-197 Regierungspräsidenten), eine Übersicht über die chronologische Folge der Amtsvorstände in den 16 pfälzischen Bezirksämtern, eine Liste der 51 Corpsmitglieder innerhalb der bayerischen Beamtenschaft in der Pfalz, einen kurzen Quellenanhang, ein Personenregister und ein Ortsregister. Wer immer sich mit der Verwaltungsgeschichte der Pfalz und Bayerns im Untersuchungszeitraum befasst, wird auf dieser Studie sicher aufbauen können. Mit ihr ist eine bisherige Lücke moderner Verwaltungsgeschichte sachgerecht geschlossen.
Innsbruck Gerhard Köbler