KöblerMeier20001030 Nr. 10250 ZRG 119 (2001) 42
Meier,
Johannes/Ossenbrink, Jochen, Die Herrschaft Rheda.
Eine Landesaufnahme vom Ende des AltenReiches (=
Quellen zur Regionalgeschichte 4). Verlag für Regionalgeschichte, Gütersloh
1999. 80 S., 1 Karte.
Die politische Landschaft Deutschlands während der Zeit des heiligen Römischen Reichs war bekanntlich vielfältig. Eines der kleinen Glieder war die Herrschaft Rheda. Umgeben war sie im wesentlichen von den beiden Fürstbistümern Münster und Osnabrück.
Sie umfasste 160 Quadratkilometer. Darin lagen 1786 fünf Kirchspiele (Rheda, Clarholz, Herzebrock, Gütersloh und Lette), eine Stadt, drei Dörfer, zwei Klöster, ein adliges Haus, 20 Bauerschaften, 672 Bauerhöfe und 1684 Häuser. Sie beherbergten 9624 Menschen.
Für dieses kleine Gebiet legen die Verfasser eine Landesaufnahme kurz vor der Einverleibung in Berg (1808) vor. Ihr Ausgangspunkt ist eine bisher unveröffentlichte topographische Karte der Herrschaft gegen Ende des Heiligen Römischen Reichs. Zur Seite steht eine Bevölkerungs- und Wohngebäudezählung des durch das Nebeneinander von Katholizismus, Luthertum und Calvinismus gekennzeichneten Gebiets von 1786.
Bei der Karte handelt es sich um eine Inselkarte der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz in Berlin (Signatur N 31664). Sie misst 118 x 80 cm. Die mehrfarbige Handzeichnung verwendet einen Maßstab von etwa 1: 20000.
Ihr Verfasser ist unbekannt. Vielleicht stammt sie von dem preußischen Ingenieurleutnant von Schubert. Er ist jedenfalls 1800/1801 in der Grafschaft Tecklenburg und Lingen in vergleichbarer Weise tätig.
Nach der einleitenden Beschreibung ihrer wichtigsten Quelle schildern die Verfasser Land und Leute in der Herrschaft. Sie gehen von den natürlichen Gegebenheiten aus. Danach wenden sie sich der Bodennutzung, der Kultivierung und Besiedlung sowie der Siedlungsentwicklung zu. Auf dieser Grundlage befassen sie sich eingehend mit Besitzstrukturen, sozialen Schichten, ständischer Ordnung und vielen anderen aus den Quellen erfassbaren Umständen.
Ihrer eigenständigen überzeugenden Untersuchung schließen sie zehn Außenansichten an. Sie spiegeln das Bild der Herrschaft in der zeitgenössischen Literatur wieder. Der bekannteste Autor der von 1693 bis 1802 reichenden Berichte ist wohl Anton Friedrich Büsching, der Rheda auch in seiner Neuen Erdbeschreibung für unentbehrlich hält.
Es folgen sechs Tabellen über die Bevölkerung, die Bauernhöfe, die Bauernhäuser, die Besitzverteilung, die Bevölkerungsanteile sowie den Status und die Wohnverhältnisse der Bevölkerung in Clarholz. Abkürzungen, Quellen und Literatur werden sorgfältig dokumentiert. Ein vierseitiges Register erschließt das besonders Wissenswerte von Althof bis Ziegelei. Gäbe es für alle Territorien des Reiches gleichwertige Werke, wäre die deutsche Landesgeschichte viel leichter zu erfassen.
Innsbruck Gerhard Köbler