KaminskySchimmelpfennig20000914 Nr. 786 ZRG 118 (2001)
Schimmelpfennig, Peter,
Könige und Fürsten, Kaiser und Papst nach dem Wormser Konkordat (= Enzyklopädie
deutscher Geschichte 37). Oldenbourg, München 1996. IX, 157 S.
Im Rahmen der bewährten Reihe Enzyklopädie deutscher
Geschichte hat Schimmelpfennig, bekannt als Papsthistoriker, eine sehr
bemerkenswerte Einleitung in die Herrschaftsverhältnisse der frühen Stauferzeit
(1122‑1197) vorgelegt, konzentriert ‑ auf Grund der Verlagsvorgabe ‑
auf die Institutionen. Sein Mut zur komprimierten Ereignisgeschichte (S. 1‑65)
ist angesichts schwindender Geschichtskenntnisse durchaus begrüßenswert.
Zuverlässig und in verständlicher Form wird ein solider Überblick über die
Probleme jener Zeit geboten, wobei das Papsttum ‑ sonst gerne
vernachlässigt ‑ eine angemessene Würdigung erfährt. In Hinblick auf eine
zweite Auflage sei angemerkt, daß man dem „europäischen Fürsten“[1] Heinrich dem
Löwen doch mehr Beachtung schenken sollte, wie der Ertrag des „Löwenjubiläums“
1995 unterstreicht[2].
Der Blick der Benutzer dieses Buches richtet sich naturgemäß auf den „Versuch
einer Synthese“ der frühstaufischen Herrschaftsformen (S. 58‑65). Hierbei
erscheint mir die Charakterisierung des Königsamtes (S. 60) arg knapp, und in
Bezug auf die geistlichen Reichsfürsten wäre ein Wort zur Kaiser‑Papst‑Relation
angebracht gewesen. Ein zentrales Problem des 12. Jahrhunderts, die
Kirchenvogteien, wird nur gestreift. Und wie steht es mit der Bedeutung von
Wirtschaft und Geld für die Begründung und Sicherung von Herrschaft? Insgesamt
jedoch legt der Verfasser eine konzise Einführung in den aktuellen gesicherten
Forschungsstand vor; Verbesserungen und weitere Akzentuierungen sind denkbar.
Der Literaturbericht (S. 72‑117) erweist sich als
äußerst nützlich und durchdacht; eine Handreichung, die ich bei meinem Studium
um 1960 vermißt habe. Aufgrund des abgewogenen Urteils, besonders bei
strittigen Problemen, ist dieser Teil für den Studienbetrieb eigens zu
empfehlen. Das Feld der Rechtsgeschichte ist gebührend berücksichtigt.
Gerade auch für Studierende und Nichthistoriker ist die
vorgelegte kritische Bilanzierung des Forschungsstands, mit weitgreifenden
Literaturhinweisen und Sachregister, als optimales Hilfsmittel zu begrüßen.
Trotz abnehmendem Interesse der Forschung am hohen Mittelalter auf Reichsebene
sollte eine aktualisierte zweite Auflage (etwa 2006) ins Auge gefaßt werden.
Der Auftakt war verheißungsvoll.
Gießen Hans
H. Kaminsky