EckhardtBurkardt20000314
Nr. 977 ZRG 118 (2001)
Burkardt, Johannes, Die
Historischen Hilfswissenschaften in Marburg (17.-19. Jahrhundert) (= elementa diplomatica 7). Institut
für Historische Hilfswissenschaften, Marburg an der Lahn 1997. 216 S., Abb.
Burkardt teilt seine gründliche, nicht auf
Marburg beschränkte, sondern in den allgemeinen Rahmen der
Universitätsgeschichte gestellte Arbeit in drei chronologische Abschnitte ein:
„Die Hilfswissenschaften in Marburg vor 1894“, „Die Vorgeschichte der Institutsgründung“
und „Die Gründung des hilfswissenschaftlichen Seminars in Marburg“. Die
Seminargründung 1894 war der eigentliche Anlaß für
die Untersuchungen, die ursprünglich 1994 in einem Festschriftband zum 100.
Jubiläum erscheinen sollten.
Für den
Rechtshistoriker ist die Darstellung der älteren Verhältnisse von Interesse,
weil damals auch von Juristen „hilfswissenschaftliche“ Vorlesungen gehalten und
„hilfswissenschaftliche“ Arbeiten veröffentlicht wurden, so im 18. Jahrhundert
von Johann Georg Estor (1699-1773)[1], dessen
juristisches Hauptwerk kürzlich von Arno Buschmann eingehend behandelt
worden ist[2]. Als Professor
in Gießen 1727-1735 war Estor schon im ersten Band
(1728) der von Johann Philipp Kuchenbecker in Marburg
publizierten „Analecta Hassiaca“
mit einem Beitrag „Prodromus observationum
vitam Conradi de Marburg illustrantium“
(S. 154-173) vertreten[3] und hat seitdem bis zu seinem Weggang nach
Jena 1735 darin auch rechtshistorische Beiträge zu den hessischen Gerichten
(Band 3, 1730, S. 88-101), zum hessischen Waldrecht (Band 3, 1730, S. 146-205)
oder zu den Pfarrlehen in Hessen (Band 6, 1731, S. 421-427) veröffentlicht.
Aber Burkardt (S. 49 und 178) weist mit Recht
darauf hin, daß ein Teil von Estors
Beiträgen in den „Analecta Hassiaca“
den historischen Hilfswissenschaften zugerechnet werden kann:
historisch-geographische, heraldische und genealogische. Als Estor 1742 einen Ruf nach Marburg annahm, hat er dort -
anders als vorher in Gießen - keine heraldischen Vorlesungen mehr angeboten.
Aber seine 1750 in Marburg erschienene „Practische
Anleitung zur Anenprobe“, deren Titelblatt bei Burkardt (S. 54) leider in ziemlich schlechter
Qualität abgebildet wird, hat noch heute ihren Wert.
Marburg Wilhelm
A. Eckhardt
[1] Zur
Biographie Wilhelm A. Eckhardt, Johann Georg Estor,
in: Schweinsberg 650 Jahre Stadt, Marburg 1982, S. 95ff.
[2] Arno
Buschmann, J. G. Estors System der
"Bürgerlichen Rechtsgelehrsamkeit der Teutschen",
in: Gerhard Köbler/Hermann Nehlsen
(Hrsg.), Wirkungen europäischer Rechtskultur, Festschrift für Karl Kroeschell zum 70. Geburtstag, München 1997, S. 77ff.
[3] Dem folgten
in Band 3, 1730, S. 72-88, „Supplementa vitam Conradi de Marburg illustrantia“.