Schönau im Mittelalter – Ein Buch mit vielen Siegeln, hg. v. dem Förderverein Klösterle Schönau im Schwarzwald e. V. (Schönau) 2020. 275 S., Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Schönau in dem waldreichen hinteren Wiesental an dem Oberlauf der Großen Wiese in dem Schwarzwald ist in der Gegenwart ein anerkannter Luftkurort an dem Fuße des Südschwarzwälder Aussichtsberg Belchen. Die Gemarkung erstreckt sich über fast achthundert Höhenmeter, obwohl die mittlere Höhe nur von 542 Metern über den Meeresspiegel auf rund 600 Meter reicht. Mit seinen derzeit etwa 2500 Einwohnern ist Schönau nur ein „Städtle“.

 

In dem Ort gibt es ein denkmalgeschütztes Gebäude unmittelbar an dem Ufer der Wiese aus dem 18. Jahrhundert, das in dem damaligen Dorf als Gerberei genutzt und von 1897 bis 1959 von Ordensschwestern von dem Heiligen Kreuz aus Hegne für Krankenpflege und Kinderbetreuung verwendet wurde und deshalb „Klösterle“ genannt wird, obgleich es nie ein Kloster beherbergte. Nach dem Kauf des Hauses durch die Stadt beschloss der Gemeinderat 1975 den Abriss wegen Baufälligkeit, doch gründete der 2010 gestorbene Gemeinderat Bruno Lais eine Bürgerinitiative zwecks Erhalt des Gebäudes, aus der 1985 der Förderverein Klösterle Schönau im Schwarzwald e. V. hervorging, dem bis 1988 die Sanierung des Hauses und 1990 die Eröffnung eines Heimatmuseums gelang. Seit 2015 befasst sich eine Arbeitsgruppe des Vereins mit alten Urkunden in dem Stadtarchiv Schönau, die anfangs nur den Inhalt kennen wollte, nach Erreichung dieses Zieles aber doch den Entschluss zu einer Veröffentlichung der Ergebnisse fasste.

 

Der daraus erwachsene einladend gestaltete Band enthält fünfzehn Beiträge sechzehner Forscher, die mit dem Frühmittelalter beginnen und über die Franken, die Vergabe des Wiesentals, Todtnau und Schönau in dem Frühmittelalter, das Hochmittelalter, Sankt Blasien, den Investiturstreit, den Kampf um die Schönauer Kirche, den Aufstieg der Habsburger, Katastrophen und den Abstieg der Kirche in dem Spätmittelalter bis zu der Hauensteiner Einung und ihren Wirkungen auf Schönau reichen. Der zweite Teil betrifft sechzehn, bestmöglich transliterierte und transkribierte  Urkunden von dem 29. Juni 1391, dem 6. Mai 1420, dem 25. November 1430, dem 2. Dezember 1437, dem 7. September 1441, dem 12. Dezember 1446, dem 9. Juni 1447, dem 14. Juni 1447, der Mitte März 1464, dem 25. Februar 1468, dem 6. Februar 1469, dem 8. Februar 1471, dem 4. Juni 1471, dem 22. April 1490, dem 17. Mai 1504 und dem 8. Februar 1508, die so unterschiedliche Gegenstände wie die Rechte an dem Land, das Vertrinken eines Schwertes, königliche Privilegien, Ehre, Totschlag, Bürgschaft, Entlastung, Nachlass, Wucherstiere, Frevel und Unzucht, Leumund wegen Zauberlisten und Bestätigung der Talrechte betreffen. Anmerkungen, Geldtabellen, eine Zeittafel, Register der Orte und Personen, Bildnachweise und ein kurzes Literaturverzeichnis runden den Band vorzüglich ab und machen ihn zu einem vorbildlichen Nachweis für die Möglichkeiten und Wirkungen örtlichen geschichtlichen Engagements.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler