De Wind, Eddy, Ich blieb in Auschwitz – Aufzeichnungen eines Überlebenden 1943-45, aus dem Niederländischen von Burkhardt, Christiane. Piper, München 2020. 240 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Der in der Piet Heinstraat in Den Haag an dem 6. Februar 1916 als einziges Kind seiner ein Porzellangeschäft betreibenden Eltern als Eliazar de Wind geborene niederländische Arzt jüdischer Herkunft ging nach dem Vorwort Melcher de Winds 1942 zwecks versuchter Verbindung mit seiner dorthin deportierten Mutter als freiwilliger jüdischer Arzt in das kleine, sehr gepflegte Durchgangslager Westerbork in dem Osten der Niederlande, wo er die junge jüdische Krankenschwester Frieda Komornik (Friedel) aus Deutschland kennenlernte. Beide verliebten sich ineinander, heirateten in dem Lager und wurden an dem 14. September 1943 in einem Güterzug nach Auschwitz deportiert, wo Eddy de Wind als Häftling mit der Nummer 150822 in den Block 9 kam und Friedel in den durch medizinische Experimente gekennzeichneten Block 10, es ihnen aber immer wieder gelang, sich zu sprechen. Als die Truppen der Sowjetunion in dem Herbst 1944 auf Ausschwitz vorrückten, wurde Friedel mit vielen anderen Häftlingen auf einem Todesmarsch in Richtung Deutschland getrieben, während Eddy sich versteckte und nach dem Abzug der Deutschen in Auschwitz noch während des Krieges auf einer gefundenen Kladde mit einem Stift seine Geschichte, die er täglich um sich herum beobachtete und erlebte, unter der erfundenen Erzählerfigur Hans niederschrieb.

 

Die Aufzeichnungen enden in dem Januar 1945 mit der Befreiung des Lagers Auschwitz. Der Erzähler blieb auf Wunsch einer sowjetischen Ärztin für die niederländischen Kranken. An dem 24. Juli 1945 gelangte er in die Niederlande zurück, wo er noch an dem Tage seiner Rückkehr seine durch die Strapazen unfruchtbar gewordene Frau Friedel trifft, von der er sich 1957 trennt und danach eine nichtjüdische, deutlich jüngere Frau aus Amsterdam heiratet, mit der er drei Kinder bekommt.

 

Zu Beginn des Jahres 1946 veröffentlicht der Verfasser „Ich blieb in Auschwitz“ bei dem kommunistischen Verlag De Republiek der Lettern unter dem Titel „Eindstation Auschwitz“, doch war das Werk trotz seines beeindruckenden grausamen Inhalts wegen der Insolvenz des Verlags bald nicht mehr erhältlich. 1980 betreibt der Verfasser in dem Verlag Van Gennep eine vollständige Neuausgabe, die allerdings der breiten Öffentlichkeit ebenfalls nicht bekannt wird. Dies kann und soll 75 Jahre nach der Befreiung Auschwitzs durch die Ausstellung der originalen Kladde und die zeitgleiche weltweite Verlegung des Werkes in mehr als zwanzig Ländern geändert werden, welche die Menschen auch auf Deutsch endlich davon überzeugen sollen, „dass das hier wirklich passiert ist“, wo Menschen Mitmenschen so unmenschlich behandelten wie sonst wohl eigentlich nur Schlächter ihnen in die Hände gefallene oder gegebene Tiere.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler