The Jews of Europe around 1400 – Disruption, Crisis, and Resilience, hg. v. Clemens, Lukas/Cluse, Christoph (= Forschungen zur Geschichte der Juden, Abteilung A, Abhandlungen 27). Harrassowitz, Wiesbaden 2018. VIII, 288 S., Abb. Angezeigt von Gerhard Köbler. ZIER 9 (2019) 32. IT

 

Ein Volk hat ähnlich wie ein Mensch eine in die Zeit eingebettete Geschichte, so dass es irgendwann entsteht, sich irgendwie mit anderen gleichzeitigen Völkern auf der verhältnismäßig kleinen Erde auseinandersetzt und nach aller bisherigen Erfahrung irgendwann wieder vergeht oder aufgeht. Ein sehr bekanntes, wenn auch nicht übermäßig großes Volk sind die vielleicht um Jerusalem, Hebron und Beer Sheva etwa vor 3000 Jahren sichtbaren Juden, deren Frühgeschichte nicht eindeutig feststellbar ist. Ihr besonderes Kennzeichen ist ihre Zugehörigkeit zu der besonderen monotheistischen Religion Judentum, deren genaue geschichtliche Entstehung wohl nicht mehr geklärt werden kann.

 

Mit einem späteren Teilaspekt ihrer Geschichte befasst sich der vorliegende Sammelband einer an der Universität Trier in dem Juli 2016 eingerichteten Forschungsgruppe über Resilience – Phases of Societal Upheaval in Dialogue between Medieval Studies and Sociology, die sich in sechs Einzelprojekte insgesamt sechzehner Forscher gliedert. Er beruht auf einer internationalen Tagung in Trier von dem 29. September bis zu dem 2. Oktober 2013 mit dem Thema Europas Juden um 1400 – Brüche, Krisen und Resilenz. Er umfasst insgesamt zwölf Beiträge.

 

Dabei führen die beiden Herausgeber sorgfältig und umsichtig in die Probleme und Forschungsperspektiven des Untersuchungsgegenstands ein. Danach werden beispielsweise behandelt die Arten der Reorganisation jüdischen Lebens in Aschkenas nach 1350, die Bedrohungen von Juden gegen Ausgang des Jahrhunderts, der Kaufmann von Speyer und die Burg Spangenberg, die Imagined Communities of Yom Tov Lipman Mühlhausen, die jiddischen Texte über die Wiener Gesera von 1420/1421, Einwanderer in Norditalien, die Wanderung deutscher Juden nach Italien, deutsche Juden in dem venezianischen Kreta, die Reputation der Juden und die Juden von Marseilles um 1400. Ein Index der Personennamen und der Ortsnamen schließt den vielfältigen, weiterführenden Band, der zwar noch kein Gesamtbild, sondern nur Einzeleinblicke bieten kann, für jeden an den Juden in Europa um 1400 interessierten Nutzer hilfreich auf.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler