Populismus und Demokratie – Interdisziplinäre Perspektiven, hg. v. Jesse, Eckhard/Mannewitz, Tom/Panreck, Isabelle-Christine (= Extremismus und Demokratie 37). Nomos, Baden-Baden 2019. 357 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Die Volkssouveränität ist die Innehabung der Staatsgewalt durch das Volk als Souverän. Diese Vorstellung entwickelt sich nach bereits antiken und mittelalterlichen Ansätzen bei Cicero und Marsilius von Padua aus der Souveränitätslehre der frühen Neuzeit. Nach Emer de Vattel und Jean-Jacques Rousseau ist Inhaber der Souveränität das Volk, weshalb die erste formelle Verfassung der Welt 1776 erklärt, dass alle Gewalt von dem Volk ausgeht und seitdem die Demokratie als die Herrschaft des Volkes in den verschiedensten Spielarten zu der führenden Herrschaftsform der heutigen Welt geworden ist.

 

Obwohl in dem klassischen Latein populus das Volk meint, ist die anscheinend in den Vereinigten Staaten von Amerika seit 1891 nachweisbare politische Bezeichnung populist inzwischen in ein Spannungsverhältnis zu der Demokratie geraten. Mit ihm befasst sich der von der Hanns-Seidel-Stiftung geförderte Sammelband der Stipendiaten eines zu Beginn des Jahres 2017 geschaffenen Promotionskollegs. Er umfasst insgesamt vierzehn Referate in zwei Abschnitten über Populismus und Extremismus sowie demokratischen Verfassungsstaat und Parteien, in denen Stipendiaten aus unterschiedlich weit gediehenen Stadien ihrer Arbeiten durchweg fragend berichten.

 

Dabei beginnt Alexander Akel mit der fragenden Spannung zwischen Charisma und Regierungsverantwortung, während Christina Forsbach an dem Ende nach Weckrufen für einen normativen Akteur sucht. Dazwischen werden die Bürde der Gewinner, die Freiheitliche Partei Österreichs auf dem Wege zu der Catch-All Party, das Maul des Volkes, der Rechtsextremismus in dem neuen Bundestag Deutschlands, politische Agitation, juvenile Rebellion oder rechtsextreme Erlebniswelt, Volkssouveränität, Ehrlichkeit, Hintergrundgespräche, die Gründe für die große Koalition nach der Bundestagswahl 2017, die Gründe für den Sieg Donald Trumps über Hillary Clinton und manches andere beleuchtet. Insgesamt versuchen die der Technischen Universität Chemnitz verbundenen Herausgeber, damit der Allgemeinheit neue Erkenntnisse aus Politikwissenschaft, Kommunikationswissenschaft, Zeitgeschichtsforschung und Rechtswissenschaft vorzustellen, an deren Hand vielleicht die von den modernen Medien ermöglichten guten Demokraten und bösen Populisten zu einem wahren Wohl des vielleicht nur verbalen Souveräns Volk, dessen Interessen sein demokratisch bestimmter Leiter in egoistischer Entscheidung zu allgemeinem Schaden offensichtlich weitgehend missachten kann, geschieden werden können.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler