Pieroth, Bodo, Recht und britische Literatur – von William Shakespeare bis George Orwell. Beck, München 2019. VIII, 312 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Nach dem kurzen Vorwort des vorliegenden Werkes hat der Verfasser in der Einleitung seiner 2015 veröffentlichten Untersuchung Recht und Literatur – von Friedrich Schiller bis Martin Walser - seine Zielsetzung klar dargelegt. Danach geht es ihm darum, an Hand von Werken der Weltliteratur Grundprobleme des Rechtes, seiner Institutionen und seines Personals zu veranschaulichen, das Nachdenken über sie zu fördern und mögliche Antworten zu präsentieren, zu diskutieren und zu analysieren. Dem Beginn mit der deutschen Literatur folgte bereits 2017 die erste Fortsetzung in Gestalt der amerikanischen Literatur von James Fenimore Cooper bis Susan Glaspell.

 

Hieran schließt der Verfasser nunmehr die britische Literatur an. Er behandelt wiederum fünfzehn Werke, in denen das Recht eine große, häufig zentrale Rolle spielt. Gegliedert ist der Inhalt in drei Teile über die Existenz des Rechtes, die Kritik des Rechtes und die Anerkennung der Leistung des Rechtes.

 

Dabei beginnt er mit William Shakespeare, der in einer Liste der berühmtesten Menschen der Welt nach Jesus und Napoleon den dritten Rang einnimmt, und seinem Kaufmann von Venedig von 1596/1597. Es folgen Thomas  De Quincey, Der Rächer, 1838, George Orwell, 1984, 1949, Jonathan Swift, Gullivers Reisen, 1726, Henry Fielding, Amelia, 1751, Charles Dickens, Bleak House, 1852/1853, Thomas Hardy, Der Bürgermeister von Cambridge, 1886, John Galsworthy, Justiz, 1910, Joseph Conrad, Herz der Finsternis, 1899, E. M. Forster, Auf der Suche nach Indien, 1924, Wilkie Collins, Die Frau in Weiß, 1860, George Eliot, Felix Holt, 1866, Walter Scott, Die beiden Viehtreiber, 1827, Robert Louis Stevenson, Die Herren von Hermiston, 1894 und C. P. Snow, Der Schlaf der Vernunft, 1968. Sachlich werden dabei  dargestellt die Paradigmen des Rechtes, Rache und Recht, Staat ohne Recht, das Rechtswesen als Spiegel menschlicher Schwächen, korruptes Rechtspersonal in der Feudalgesellschaft, Gericht als Hindernis gesellschaftlichen Fortschritts, menschliche Tragödien durch Defizite des Rechtes, Härte oder Milde des Gesetzes, Recht als Ausbeutung, koloniale Rechtsprechung, Erbrecht als Lebensgrundlage, der Streit um das allgemeine Wahlrecht, Strafbarkeit des Ehrenmords, Richter und Todesstrafe sowie Strafrecht und Common Sense, so dass insgesamt ein vielseitiger Einblick in das von Menschen mit all ihren Schwächen geschaffene und verwaltete Recht aus britischer Sicht geboten wird, durch den der Verfasser das allgemeine Verständnis möglicher Leser belehrend und unterhaltend vorteilhaft erweitert.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler