Haberl, Dieter, Das Verlagsarchiv Friedrich Pustet in Regensburg – Kommentierter Bestandskatalog, mit einem Vorwort von Pustet, Elisabeth. Pustet, Regensburg 2017. XLVI, 469 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

1826 zog der 1798 als Sohn des Marktkämmerers und Buchbinders Anton Pustet (1756-1803) in Passau geborene, in Regensburg seit 1807 als Buchbinder ausgebildete, nach dem frühen Tode des Vaters das Geschäft übernehmende und durch Beschluss des Magistrats Passaus von dem 8. Juli 1820 eine Konzession für den Buchhandel erhaltende Friedrich Pustet von Passau nach Regensburg und gründete dort eine Buchhandlung, verlegte aber bald auch Bücher und druckte sie. 1833 erlangte er ein Grundstück in der Gesandtenstraße, auf dem 1957 nach dem Abbruch mehrerer alter Gebäude das derzeitige mehrstöckige Geschäftshaus errichtet wurde. Noch in der Gegenwart ist Pustet eine der größten Buchhandlungen in Bayern, eine der größten Buchdruckereien Süddeutschlands mit jährlich mehr als 10 Millionen Büchern und ein bedeutsamer Verlag für Theologie/Religion und Geschichte.

 

Seit 2011/2012 befindet sich nach dem Vorwort des vorliegenden, großformatigen Werkes das Archiv des Unternehmens Friedrich Pustet auf Grund Entgegenkommens des seinerzeitigen Leiters der bischöflichen Zentralbibliothek in Regensburg dort als Depositum. Die Arbeit an dem Pustet-Archiv wurde nach dem Vorwort Elisabeth Pustets dem seit 1987 in Schulmusik für das Lehramt an Gymnasien an der Hochschule für Musik in München sowie in Musikwissenschaft ausgebildeten, 1996 mit einer Dissertation über Ordo arithmeticus – Barocker Zahlbezug und seine Wurzeln, dargestellt an dem Beispiel der Rosenkranzsonaten von Heinrich Ignaz Franz Biber promovierten und als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätigen Verfasser übertragen. Er berichtet in seiner grundlegenden Einleitung ausführlich über die Verlegerfamilie und Druckerfamilie Pustet einerseits und die Archivalien des Verlagsarchivs andererseits.

 

Der anschließende Katalogteil gliedert sich in insgesamt neun Abschnitte. Sie betreffen nacheinander in der Nr. Pust 1 mit einem Palmblattbuch des 19. Jahrhunderts mit 134 Blättern einsetzende Großformatige Codices, Urkunden und Dokumente, Druckvorlagen und Karteien sowie Rara und Zimelien, mit einem Geleitbrief für Joannes Baptista Bustett aus Paularo in der Provinz Udine von 1677 einsetzende Dokumente und Urkunden des Privat- und Familienarchivs Pustet, die Geschäftsakten des Pustet-Archivs, die Firmenakten des Pustet-Archivs, Archivalien zu der Verlagsgeschichte, gesammelt von Friedrich (III.) und Friedrich (IV.) Pustet, Musikmanuskripte des Pustet-Archivs, Musikdrucke der Pustet-Mappenbibliothek, Werkakten des Pustet-Archivs und Biogramme der Komponisten, Autoren und Herausgeber. Abgerundet wird die interessante und informative, rechtzeitig vor dem zweihundertjährigen Geschäftsjubiläum Pustets in dem Jahre 2020 vorgelegte, insgesamt 531 tiefer gegliederte Positionen  umfassende Übersicht, die von Friedrich (I) Pustet von 1820 in sechs Generationen bis zu Ursula Pustet als der seit 2013 tätigen Geschäftsführerin der Gesellschaft mit beschränkter Haftung führt, durch ein Quellen- und Literaturverzeichnis sowie ein Register der Personen, Orte, Länder, Titel und Sachbegriffe von Aachen bis Zwittau auf den Seiten 375 ff.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler