Haas, Alexandra, Hexen und Herrschaftspolitik. Die Reichsgrafen von Oettingen und ihr Umgang mit den Hexenprozessen (= Hexenforschung 17). Verlag für Regionalgeschichte, Gütersloh 2018. 319 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Weil in dem Leben der Menschen nicht alles so eintritt, wie sie es sich wünschen, haben sie in dem Laufe der Geschichte Vorstellungen von zauberkundigen Frauen mit magisch-schädigenden Kräften entwickelt, die angeblich durch die Luft fliegen, sich in Tiere verwandeln und giftige Zaubertränke herstellen können. Sie sind bereits dem Altertum bekannt. Ihre Bezeichnung als Hexen ist um 1300 bei Hugo von Langenstein bezeugt, deren gerichtliche Verwendung in Hexenprozessen in Luzern 1419.

 

Mit einem Teilaspekt dieser allgemeinen Problematik beschäftigt sich die von Sönke Lorenz in Tübingen angeregte, nach dessen Tode 2012 von Wolfgang Behringer in Saarbrücken betreute, von Hartmut Steger in Harburg unterstützte und in dem Wintersemester 2016/2017 von der philosophischen Fakultät der Universität Saarbrücken  angenommene und für die Drucklegung geringfügig überarbeitete Dissertation der in Leonberg 1979 geborenen, in Geschichte und Germanistik in Tübingen ausgebildeten und nach der Promotion als Archivarin in dem Kreisarchiv Esslingen tätigen Verfasserin. Ihr Werk gliedert sich nach einer Einleitung in Gegenstand, Fragestellung, Untersuchungsziel, Quellen und Methoden, Forschungsstand und Aufbau in sechs Sachkapitel. Sie betreffen die Gesamtgrafschaft Oettingen, den Hexenglauben von den Anfängen bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts, die Zeit der großen Hexenverfolgungen ab 1560, den Höhepunkt der Hexenverfolgungen in den 1620er Jahren, die Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg und den gesamtoettingischen Umgang mit den Hexen in dem Zeitalter der Aufklärung.

 

Insgesamt betrachtet die Verfasserin alle ihr bekannten 306 Hexenprozesse in der Gesamtgrafschaft Oettingen zwischen 1503 und 1773, in deren Zusammenhang 227 Menschen starben, von denen 218 hingerichtet wurden, während 9 vor der Hinrichtung zu Tode kamen. Dabei kann sie zeigen, dass die katholische Linie Hexen streng verfolgte (224 von 227 Opfern), während die lutherische Linie Oettingen-Oettingen stets zurückhaltend blieb. An dem Ende ihrer kritischen und überzeugenden, zu neuen Einsichten führenden Arbeit bietet die Verfasserin eine chronologische Übersicht aller (mit einem Einzelfall des Jahres 899 einsetzenden und danach) vor allem von 1503 bis 1773 reichenden Hexenprozesse in Oettingen.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler