Sellert, Wolfgang, Die Geschichte des Göttinger Universitätsbundes – Zum 100-jährigen Jubiläum, hg. vom Universitätsbund e. V. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2018. 345 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Die Erfahrung lehrt, dass ein großer Erfolg leicht zusätzliche Nebenerfolge nach sich zieht. Als Kurfürst Georg August von Hannover in Göttingen 1737 nach dem aufgeklärten Vorbild Halles eine Universität einrichten ließ, wusste er zwar noch nicht, dass seine Gründung eine schon bald führende Universität des Heiligen römischen Reiches werden würde, konnte aber in jedem Fall darauf hoffen. Da die Wirklichkeit ihn rasch bestätigte, ließ sich daran nach einiger Zeit ein weiteres Unternehmen anknüpfen, das die mit dem Erfolg auch verbundenen Kosten zu dem Wohle der Allgemeinheit zu senken versprach.

 

Zu dem hundertjährigen Jubiläum dieses Unternehmens legt Wolfgang Sellert, der in Göttingen von 1977 bis 2002 als ordentlicher Professor für deutsche Rechtsgeschichte, bürgerliches Recht und Zivilprozessrecht wirkte, eine Geschichte des Göttinger Universitätsbunds vor. Gegliedert ist sie nach einem Geleitwort der amtierenden Universitätspräsidentin und des gegenwärtigen Vorsitzenden sowie einem Vorwort des Verfassers in insgesamt 13 chronologisch geordnete Kapitel. Sie betreffen die vor allem durch den Physiker und seinerzeit amtierenden, aber bereits an dem 22. Dezember 1918 verstorbenen Rektor Hermann Theodor Simon nach dem etwa gleichzeitigen Muster Bonns und Gießens mitten in dem ersten Weltkrieg betriebene Gründung von dem 26. Juni 1918, die ersten Jahre nach der Gründung, die Zeit der Geldentwertung bis 1923, Jahre der Konsolidierung und neue Krisen, das Spannungsfeld nationalsozialistischer Hochschulpolitik, die ersten Jahre der Nachkriegszeit, die Neuorientierung nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland, die Herausforderungen durch die Massenuniversität, das Jahrzehnt studentischer Unruhen und Reformen, die Entwicklung bis 1988, die Sparpolitik Niedersachsens, die Zeit in dem Zeichen der Gruppenuniversität, Stiftungsuniversität und Exzellenzuniversität sowie einen Ausblick auf die Zukunft der in dem Juli 2017 726 Mitglieder zählenden Organisation.

 

Naheliegenderweise ist dabei die Geschichte des Universitätsbunds von der Geschichte der Universität nicht vollständig zu trennen. Der Verfasser, der selbst von 1991 bis 2000 Geschäftsführer des Universitätsbunds und anschließend bis 2006 Vorsitzender war, kennt sie beide als Rechtshistoriker wie als Augenzeuge bestens. In der festen Überzeugung, dass die identitätsstiftende Kraft der Geschichte die Mission des Universitätsbunds als Förderer von Wissenschaft und Kultur stärken wird, hat er eine durch zahlreiche Abbildungen veranschaulichte, durch einen Anhang und ein Personenregister von Abel über Brandi, Ebel, Kamp und Sellert bis Zuckschwerdt bereicherte Geschichte seines Universitätsbunds von einem bescheidenen Werbezettel zu einer Gründung aus dem November 1917 bis zu der aktuellen und künftigen Finanzlage (Umlaufvermögen und Eigenkapital von rund 4 Millionen Euro) verfasst und durch persönliche Erinnerungen ehemaliger Mitarbeiter und führender Mitglieder abgestützt.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler