KöblerSchroederjurisprudenzundpoesie20180525 Nr. 16718 ZIER 8 (2018) 52. IT

 

 

Schroeder, Klaus-Peter, Jurisprudenz und Poesie. Die Heidelberger Semester Joseph von Eichendorffs, Karl Gottfried Nadlers und Joseph Victor von Scheffels. Winter, Heidelberg 2018. 168 S. Besprochen von Judith Köbler.

 

Heidelberg ist, nachdem die von Karl IV. 1348 gegründete Hochschule Prag in dem Laufe ihrer langen Geschichte tschechisch wurde, zu der ältesten deutschsprachigen Universität geworden. Ihr hat sich der Verfasser nach dem Ende seiner verlegerischen Berufstätigkeit mit bewundernswertem Nachdruck und Erfolg gewidmet. Seit vielen Jahren hat er, wie auch das beigefügte Literaturverzeichnis bezeugt, kleine Skizzen etwa zu Karl Gottfried Nadler, Joseph von Eichendorff oder Joseph Victor von Scheffel ebenso verfasst wie grundlegende Überblicke.

 

Ausgehend von Jacob Grimms Aufsatz von der Poesie im Recht aus dem Jahre 1815 nimmt er nnunmehr in einleitenden Notizen das Verhältnis von Jurisprudenz und Poesie zu einem neuen Gegenstand seines wissenschaftlichen Interesses. Unter diesem Gesichtspunkt verknüpft er  vier Kapitel zu einer eigenen Einheit. Dabei stellt er seinen drei biographischen Miniaturen eine kenntnisreiche Studie über die Heidelberger Universität in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts voran.

 

In diesem Zusammenhang werden Verfall und Wiederaufstieg der Heidelberger Universität im 19. Jahrhundert in finanzieller und personeller Sicht detailreich dargestellt. Durch viele eingewebte Zitate,-nicht zuletzt an und von Friedrich Karl von Savigny, der zwar der Heidelberger Universität nie angehörte, aber ihr im Ergebnis doch als Freund und Förderer zur Seite stand, wird der Geist jener Tage lebendig veranschaulicht. Aber auch andere berühmte Gelehrte, wie der von Savigny empfohlene Thibaut, zeigen klar das sich neu formierende Bild der durchaus nicht immer friedlichen Studentenschaft.

 

Geschickt verknüpft der Verfasser danach Dichtung und Wahrheit, Tatsache und Verklärung, so dass der Leser Heidelberg gleichsam unter drei Blickwinkeln betrachten kann, nämlich weltpolitisch, romantisch und geographisch. In dem dritten Kapitel beleuchtet der Verfasser das Leben Karl Gottfried Nadlers, der aus einer ansässigen Familie von Lehrern und Organisten stammt und früh seine Eltern verlor. Hier wird ein weiter Bogen gespannt etwa von Thibauts musikalischen Neigungen zu Kirchenmusik, Nadlers Auslandssemester in Berlin, seiner Rügenreise, zu der Februarrevolution von 1848, Nadlers Zulassung zu dem Anwaltsstand und seinem frühen Tode. Unterlegt mit Nadlers Dichtung, die Karikatur und politische Satire umfasst, wird der Leser ausführlich und zugleich stets kurzweilig- unterrichtet.

 

Das vierte Kapitel ist dem zu Lebzeiten berühmten und beliebten Joseph Victor von Scheffel gewidmet, der sich auf Wunsch des Vaters für die Jurisprudenz entschied, sich aber selbst eher für das Studentenleben interessierte. Dies ist auch in seiner Dichtung, wie etwa der 1863 erschienen Liedersammlung Gaudeamus, deutlich erkennbar. Spannend verknüpft der Verfasser hier den Vormärz und die Frankfurter Paulskirchenversammlung mit Scheffels persönlichem Erleben und Empfinden.

 

Insgesamt bietet der Verfasser mit seinem durch Abbildungen aufgelockerten Werk anspruchsvolle Wissenschaft ebenso wie angenehme Unterhaltung. Möge es viele Leser finden. Möge Heidelberg auf diese Weise weiter zu dem Ruhme deutscher Gelehrsamkeit beitragen.

 

Innsbruck                                                       Judith Köbler