Max Friedlaender, Lebenserinnerungen, hg. vom Bayerischen Anwaltverband, bearb. v. Krach, Tillmann/Weber, Reinhard. Boorberg, Stuttgart 2018. 453 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Max Friedlaender (Friedländer) wurde in Bromberg an dem 28. Juni 1873 als zweiter Sohn des jüdischen Bankiers und Herrenhausmitglieds Preußens Dagobert Friedlaender aus dessen zweiter Ehe mit Laura Oettinger geboren und absolvierte nach dem resignierenden Umzug des Vaters nach Frankfurt am Main das Gymnasium mit 17 Jahren. Er studierte Rechtswissenschaft in Genf, Heidelberg, Straßburg und Berlin und wurde nach der ersten Staatsprüfung von 1894 in Leipzig 1896 promoviert und nach der zweiten Staatsprüfung in eine Rechtsanwaltskanzlei als Sozius aufgenommen. Als führender Vertreter der Rechtsanwaltschaft verlor er nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 rasch seine Klientel und sein Ansehen als juristischer Schriftsteller, wurde 1938 verhaftet, kam jedoch durch einen Fehler der Verfolger frei und floh über Zürich nach Großbritannien, wo er in Twickenham an dem 28. Mai 1956 starb.

 

Das vorliegende Werk bietet nach einem Grußwort des bayerischen Anwaltsverbands und zwei sachkundigen biographischen Skizzen der Bearbeiter (Max Friedlaender und die deutsche Anwaltschaft, wer war Max Friedlaender?) die beeindruckenden Lebenserinnerungen. Sie gliedern sich in insgesamt 35 nicht vollständig abgedruckte Abschnitte. Sie beginnen mit den ersten Lebensjahren in Bromberg und führen über Frankfurt, das Studentenleben, Schaffen und Schauen, Praktikantenzeit, Verlobung und Hochzeit, Weltkrieg, Revolutionen, den Vorstand des deutschen Anwaltvereins, das Dritte Reich, den schwersten Abschied, Exodus und Erwachen, Märchen, Gefangenschaft, neues Leben, das Ende vom Anfang und den Anfang vom Ende, das Ende und Rückschau und Umschau mit Ups and Downs bis zu dem achtzigsten Geburtstag.

 

In dem Anhang des durch Abbildungen veranschaulichten berührenden Werkes sind Briefe an die Kinder von 1938, drei Briefe zu dem 70. Geburtstag, ein Brief an Martin Drucker von 1946, ein Brief nach Deutschland von 1949 sowie umfangreiche biographische Anmerkungen angefügt. In seine deutsche Heimat ist Friedlaender aus dem Exil nie mehr zurückgekehrt. Zu gravierend waren die tiefen Wunden, die ihm seine Landsleute ungeachtet seiner Verdienste um das Land und das Recht zugefügt hatten, so dass an seiner Stelle für ihn die nach zehnjähriger Vorbereitung veröffentlichten Lebenserinnerungen gegen auch in der Zukunft immer wieder mögliches Unrecht eintreten müssen.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler